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Archiv-Artikel

Luxusspiel in der „Fischbüchse“

DRITTE LIGA Holstein Kiel dreht die Partie gegen Saarbrücken und gewinnt mit einem spektakulären 5:1

Das Erstaunen hatte nach dem Schlusspfiff viele Gesichter. Da waren zunächst die Profis von Holstein Kiel, denen die Temperaturen von mehr als 35 Grad auch jetzt nichts mehr anhaben konnten und die bei sengender Hitze noch ein Freudentänzchen aufführten auf dem Rasen des Holstein-Stadions. Da war auch dieser Fan auf der Haupttribüne, dem Glück und Begeisterung nur noch Ausrufe wie „soooo geil“ und „unglaublich“ entlockten. Und da war auch Kiels Trainer Karsten Neitzel, der in der Pressekonferenz beinahe nicht mehr aufhören wollte zu plaudern. Und die beiden Holstein-Geschäftsführer Wolfgang Schwenke und Andreas Bornemann: Seite an Seite standen sie da, beglückt dem Trainer lauschend.

Zur Pause 0:0

Ein 5:1-Sieg also gegen den 1. FC Saarbrücken: Das Zahlenverhältnis klang so unwirklich. Vor dem Spiel hätte ein solches Resultat kaum jemand für möglich gehalten. Und das noch weniger nach der Hälfte der Spielzeit. Denn zur Pause hatte es am Samstag noch 0:0 gestanden.

Was die Kieler „Störche“ dann im zweiten Abschnitt in der „Fischbüchse“ – so Trainer Neitzel über das Stadion – vor 5.325 Zuschauern boten, war luxuriös: Nach dem 0:1 durch Raffael Korte (48. Minute) spielte sich Holstein geradezu in einen Rausch. Zwischen der 52. und der 58. Minute machten Marcel Gebers, Casper Johansen und Tim Danneberg mit ihren Toren aus dem Rückstand einen 3:1-Vorsprung.

Die wirklich große Leistung des Drittliga-Aufsteigers lag aber darin, bei dieser enormen Hitze sogar noch nachzulegen: ein weiteres Mal Gebers (79.) und Jaroslaw Lindner (86.), die damit den spektakulären Endstand erzielten. Die Gesänge „Gegen Holstein kann man mal verlieren“ sowie „Und so spielt ein Aufsteiger“ klangen durch das Stadion.

Der Start in die Saison ist nahezu perfekt: Kiel steht mit vier Punkten und 5:1 Toren auf dem vierten Tabellenplatz. Genau in dieser so schönen Platzierung sehen aber nicht wenige im Kieler Team eine Gefahr. Nun geht es darum, den Überschwang wieder zu dämpfen. „Wir haben erst zwei Spieltage absolviert. Das ist jetzt ein schönes Erlebnis“, sagte Sportchef Bornemann. „Aber man sollte sich nach zehn Spieltagen noch einmal darüber unterhalten, ob wir in der Dritten Liga angekommen sind.“

„Nicht überbewerten“

Ähnliches äußerte Innenverteidiger Gebers: „Wir dürfen das 5:1 nicht überbewerten, es gibt natürlich noch Defizite in unserem Spiel. Aber das hier heute hat einfach Spaß gemacht.“ Und auch der Trainer beschwichtigte: „Vier Punkte aus zwei Spielen – das ist schon allerhand. Aber das reicht nicht, damit steigt man ab“, mahnte Neitzel. Auf die Abstiegsränge schaut in Kiel derzeit aber kaum jemand. CHRISTIAN GÖRTZEN