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Archiv-Artikel

Frauen-Land (III): Angie sucht Haare

Die Kölner Performerin Angie Hiesl arbeitet mit dem Schauspielhaus zusammen – für einen Nicht-Theater-Ort

Wer lange Haare hat, muss in Köln auf der Hut sein. Die Performerin Angie Hiesl sucht gerade Akteure und Akteurinnen mit „extrem langen Haaren oder ohne Haare oder mit auffälliger Körperbehaarung oder Bereitschaft zur Glatze“. In Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus Köln will sie im Mai zusammen mit ihrem langjährigen Mitstreiter Roland Kaiser die Choreografie „...und Haar und Haar und Haar und...“ an einem Nicht-Theater-Ort „kulturgeschichtliche, politische und individuelle Aspekte zum Themenkomplex Haar performativ in Szene setzen“. Die gelten als Ausdruck der Persönlichkeit, als Sinnbild von Macht und Vitalität, aber auch von sexueller Attraktivität. Haare besitzen eine Faszination, die rational kaum erklärbar ist.

Die international bekannte Performerin, Tänzerin und Regisseurin – sie wurde 1954 in Riedenburg in der Oberpfalz geboren und lebt seit 1975 in Köln – steht für ungewöhnliche, interdisziplinäre Projekte an kunstfremden Orten. Sie bespielt Bahnhöfe, Brücken, Schwimmbäder und öffentliche Plätze, die ‚Umschlagplätze‘ menschlicher Kommunikation. Ihre Aktions-Installationen sind sinnliche Provokationen im Grenzbereich von Darstellender und Bildender Kunst – eine Einladung für Publikum und Passanten einen neuen Blick auf vertraut Geglaubtes zu werfen. Angie Hiesl meidet oder sabotiert Kunstkonventionen.

So setzte sie Anfang der 1980er Jahre für „x-mal Mensch Stuhl“ ihre Protagonisten auf das Sitzmöbel – allerdings meterhoch an Häuserfassaden. Für die ab und zu noch weltweit gezeigte Arbeit erhielt sie 1998 den europäischen Straßentheaterpreis und 2005 auf dem VI. Festival Internacional de Teatro y Artes de Calle de Valladolid, Spanien den Preis für die innovativste Produktion. Die Stadt Köln weiß also, warum sie die Künstlerin aus ihrem Kulturetat fördert.

Beim neuen haarigen Projekt in einer surrealen Bild-, Wort- und Klangwelt treffen Schauspieler, Tänzer, Musiker und Performer auf Nicht-Theaterschaffende. „Ich will raus aus den üblichen Bühnenräumen, das Leben spielt sich schließlich auch nicht nur im Theater und auf der Tanzbühne ab“, sagt sie.

PETER ORTMANN