: Frauen-Land (I): Eine Teamworkerin mit Biss
Karrierefrauen wie Anne Hermanski sind noch eine Ausnahme. Die Essener Unternehmerin musste sich anfangs in der Männerwelt durchbeißen. „Spaß an der Arbeit und Freiräume sind sehr wichtig“, sagt die Mutter eines Sohnes heute
DÜSSELDORF taz ■ Gemeinsam statt einsam – so könnte das Motto von Anne Hermanski lauten. Als Einzelkämpferin hat frau keine Chance, davon ist die Essener Unternehmerin überzeugt. Für ihre Karriere sind gute Beziehungen und Netzwerke nach wie vor wichtig. „Ich liebe es, mitmischen zu können und persönlichen Kontakt zu den Kunden zu haben“, erzählt die 49-Jährige.
Dass die Kunden zufrieden sind, zeigt auch Hermanskis voller Terminplan. 1994 gründete sie das ecos office center in Essen, das heute fünf Mitarbeiter beschäftigt. Das Büro stellt Unternehmen Räum und Personal zur Verfügung. Durch die gemeinsame Nutzung sparen sie Geld. Hermanski setzte die Geschäftsidee aus den USA als eine der ersten in Deutschland um.
Der Schritt in die Selbstständigkeit wurde der Diplom-Ökonomin vor allem von Banken und Vermietern schwer gemacht. Den Startkredit bekam sie erst von einer Frau bewilligt. „Sie war sofort begeistert von der Idee. Von den Männern wurde ich hingegen nicht ernst genommen und sogar gefragt: ‚Was sagt denn ihr Mann dazu?‘. Es war ein großes Hin und Her.“ In ihrem Job wurde sie dagegen schnell akzeptiert. „Als Frau kann ich meine Dienstleistungen leichter verkaufen als Männer.“
Familiäre Vorbilder gebe es keine. „Meine Mutter war erst Verkäuferin, dann Hausfrau, und mein Vater Schlosser.“ Hermanski hat früh gelernt, sich in einer männerdominierten Welt zu behaupten. Beim IT-Unternehmen IBM war sie 13 Jahre lang eine von zwei weiblichen Führungskräften, im Studium eine von fünf Erstsemesterinnen. Frauen, die auch auf eigenen Füßen stehen wollen, rät sie vor allem eines: „Sie sollten Spaß an der Arbeit haben.“ Nur so ließen sich viele Schwierigkeiten ausgleichen.
Auch das „Drumherum“ müsse von Anfang an stimmen. „Man sollte Netzwerke knüpfen und Geschäftspartner auswählen, mit denen man sich wohl fühlt.“ Frauen seien besonders begabt darin, Kontakte zu knüpfen. „Sie trauen sich oft nur nicht, das zuzugeben und lehnen ‚Klüngel‘ ab.“ Dabei sei es für Männer normal, Geschäfte im Tennisclub abzuschließen.
Familie und Job zu vereinbaren, war für die Mutter eines Sohnes kein Problem. „Das ist eine Frage der Organisation und Konsequenz.“ Den Dienstagabend hält sich die begeisterte Hobbytänzerin möglichst frei. „Dieser Tag ist mir heilig, das wissen alle.“ Ihr Kind wurde früher von den Eltern mitbetreut. „Klar hat man dabei ein schlechtes Gewissen. Aber das sollte man minimieren.“
Eine Erweiterung ihres Centers kommt für die Karrierefrau nicht in Frage. Stattdessen will sich Hermanski weiter entwickeln: Seit 2003 ist sie Handelsrichterin am Landgericht Essen und Vorstand im Unternehmerinnen-Verband. „Über Langeweile kann ich mich nicht beklagen.“ GESA SCHÖLGENS