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Archiv-Artikel

Flierl singt die Sanierungsarie

Die Staatsoper soll so billig wie möglich saniert werden, verkündet Kultursenator Flierl. Wer die nötigen 113 Millionen Euro aufbringen soll, ist dennoch unklar. Kulturstaatsminister Neumann jedenfalls bleibt hart: Berlin muss die Hauptlast tragen

VON NINA APIN

„Längerfristige Planungssicherheit“ für die drei Opernhäuser und das Staatsballett Berlin habe man errungen, vermeldete gestern Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei.PDS). Er gab sich alle Mühe, den Entwurf eines Zuschussvertrags zwischen dem Land und der Opernstiftung wie eine gute Neuigkeit klingen zu lassen. Ein besonderer Grund zur Freude ist der Entwurf freilich nicht: Er sichert den Opern zwar jährliche Landeszuschüsse bis 2009 zu. Doch angesichts des langen Planungs- und Programmvorlaufs in den Opernbetrieben bedeuten drei Jahre keine große Absicherung. Zumal der Vertrag einen schrittweisen Abbau der Landeszuschüsse von aktuell rund 112 Millionen Euro auf rund 98 Millionen bis zum Jahr 2009 vorsieht.

Die Intendanten der 2004 zu einer Stiftung zusammengefassten Institutionen Staatsoper, Deutsche Oper, Komische Oper und Staatsballett können sich also keineswegs zurücklehnen. Die Opernstiftung, die 2005 einen Überschuss von 2,7 Millionen Euro erwirtschaftete, wird weiterhin eisern sparen müssen, um trotz der jährlich knapper werdenden Senatszuwendungen bestehen zu können.

Der neue Zuschussvertrag verpflichtet die Häuser, ihren Spielplan besser aufeinander abzustimmen und „zielgerichtetes Dachmarketing“ zu betreiben. Flierl sieht die Stiftung unter Generaldirektor Michael Schindhelm dabei auf einem guten Weg. Die Zeiten der Schließungsdebatten und der sinnlosen Konkurrenz seien überwunden. Nun könne endlich hauptstadtwürdiges Musiktheater betrieben werden, sagte der Senator.

Für die überfällige Sanierung der Staatsoper Unter den Linden verkündete Flierl weitere gute Nachrichten, die bei näherem Hinsehen keine sind: Dass sich der Senat für die preisgünstigste von drei möglichen Sanierungsvarianten entschieden hat, ist erfreulich. Lediglich 113 Millionen Euro kostet die allernotwendigste Instandsetzung von Sälen, Bühnen- und Haustechnik. Die Umbauten sollen den hohen technischen Anforderungen für Ballettaufführungen Rechnung tragen, auf teure Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz des Gebäudes wird aber verzichtet. Flierl begründete diese Entscheidung mit der knappen Finanzlage. Zudem wolle man die Lindenoper durch den Umbau nur funktionstüchtig machen, aber nicht privilegieren.

Erfreulich ist auch, dass sich der private Freundeskreis der Staatsoper Unter den Linden um den Kulturmäzen Peter Dussmann bereit erklärt hat, sich mit 30 Millionen Euro an den Sanierungskosten zu beteiligen. Woher der Rest kommen soll, bleibt weiter fraglich. Doch auch hier ist der Kultursenator voller Optimismus. Der Bund hat den Erhalt der Lindenoper immerhin kürzlich als Aufgabe von „hohem nationalen Interesse“ bewertet. Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat jetzt in einem Brief an Flierl bestätigt, der Bund werde sich an den Kosten beteiligen. Allerdings hat Neumann auch unmissverständlich klargestellt, dass Berlin die Hauptlast der Umbauten zu tragen habe.

Flierl will jetzt mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) einen Finanzierungsvorschlag ausarbeiten. Möglichst noch vor dem Sommer, damit die Sanierung noch als Nachtrag in den Doppelhaushalt 2006/2007 Eingang findet. Eine gute Nachricht.