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Archiv-Artikel

„Ein Schön-Wetter-Thema“

BUCHPRÄSENTATION Homosexuelle diskutieren mit Politikern über die Veränderung der Gesellschaft

Von LKA
Detlef Grumbach

■ 58, ist Journalist, Publizist, Buchautor und einer der Verleger des Männerschwarm Verlags in Hamburg.

taz: Herr Grumbach, sind schwul-lesbische und queere Themen heute aus einer Nische raus gekommen, so dass sich Parteien jenseits der Grünen an sie ran trauen?

Detlef Grumbach: Das sind sie ganz eindeutig. Das belegen die öffentlichen Debatten über die „Homo-Ehe“ oder über die Situation in Russland oder Frankreich. Ob man deshalb den Parteien aber auch trauen darf, ist eine andere Frage. Die meisten Initiativen im Bund – auch was das Transsexuellengesetz angeht oder die Akzeptanz und Gleichstellung queerer Menschen jenseits der der eingetragenen Partnerschaft, kamen zuletzt von den Linken. Die SPD schläft auch nicht und die CDU bietet ein sehr gespaltenes Bild.

Sie haben ein Buch über „Schwule Emanzipation und linke Vorurteile“ geschrieben. Welche Vorurteile haben Sie der Linken attestiert?

Das Buch ist fast 20 Jahre alt und nach dem Zusammenbruch des Sozialismus entstanden. Der Teil der Schwulenbewegung, der sich an linken Modellen und Parteien orientiert hatte, musste „Inventur“ machen und feststellen: Sexuelle Emanzipation war für die Linke ein „Schön-Wetter-Thema“.

Inwiefern?

In den 1920ern galt Homosexualität als Erscheinung bürgerlicher Dekadenz, in den 30er Jahren hat die Linke einen Zusammenhang von Homosexualität und Nazis hergestellt, in den 70er und 80er Jahren sexuelle Unterdrückung als „Nebenwiderspruch“ definiert, dessen Lösung man auf die Zeit des Sozialismus vertagen kann. Das ist Vergangenheit.

Warum sind lesbischen Belange weniger präsent in der Öffentlichkeit?

Auch das ist eine lange Geschichte, die einer Frauenfeindlichkeit, die weibliche Sexualität allein über den Mann definiert hat. Und wo es keine eigene Sexualität gab, gab es kaum eine Verfolgung (unter den Nazis), aber auch kaum ein gesellschaftliches Bewusstsein für Emanzipation.

Spiegelt sich das auch im Programm Ihres Verlages wieder, der Männerschwarm heißt?

Nein, als 1981 der Buchladen Männerschwarm gegründet wurde, war er ein Kind der Schwulenbewegung. Als aus dem Buchladen heraus der Verlag entstand, hieß er natürlich auch so. Heute hat der Buchladen eine große Abteilung „Frauenscharm“ und der Verlag macht queere Bücher.  INTERVIEW: LKA

Buchpräsentationen und Diskussion „Queer.Macht.Politik. Schauplätze gesellschaftlicher Veränderung“: 17 Uhr, Pride-House, An der Alster 40