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Archiv-Artikel

Mister Opernball in Bremen?

Der Dresdner Operndirektor Hans-Joachim Frey ist der Favorit für die Nachfolge von Theaterintendant Klaus Pierwoß. Er gilt als talentierter Geldbeschaffer, doch Schauspielerfahrung hat er nicht

Bremen taz ■ Die Dementis klingen eher halbherzig: „Prinzipiell bestätigen wir das nicht“, windet sich der Sprecher des Kultursenators, Florian Kruse. Und auch Hans-Joachim Frey selbst möchte – noch – nicht bestätigen, was im Radio schon verkündet wurde: Dass er im nächsten Jahr die Nachfolge von Klaus Pierwoß als Intendant am Bremer Theater antreten werde.

Während sich über die Gründe für den Zeitpunkt der Nachricht nur spekulieren lässt – undichte Stellen im Kulturressort, bessere Verhandlungsposition für den Bewerber – war ohnehin bekannt, dass sich der KandidatInnenkreis mittlerweile auf Hans -Joachim Frey, derzeit Operndirektor in Dresden und Juliane Votteler, Chefdramaturgin am Stuttgarter Staatstheater, reduziert hat. Einer Entscheidung für Frey würde, so darf man vermuten, vor allem seiner Qualitäten als Geldmittel Einwerber geschuldet sein.

In Dresdner Kulturkreisen beschreibt man ihn als „Managertyp, der weniger von den Künsten her kommt“ und „Intendanten der neuen Generation“: Geschickt im Finden von Sponsoren und ebenso findig in der Vermarktung des Opernhauses. Das macht musikalisch selten so von sich reden wie anlässlich der Wiedereinführung des Opernballs an der Semperoper, der sich mit Eintrittspreisen von 250 Euro an eine eher betuchte Klientel wandte. Seitdem gilt Frey, der seit 1997 Künstlerischer Betriebsdirektor und seit 2003 Operndirektor in Dresden ist, dort als „Mister Opernball“.

Außerdem ist er Vorstandssprecher des Internationalen Forums für Kultur und Wirtschaft, das unter anderem drei Musik-Wettbewerbe auslobt, von denen der Internationale Gesangswettbewerb der Italienischen Oper „Competizione dell‘ Opera“ in Fachkreisen einen guten Ruf besitzt. Es ist Freys Verdienst, den Wettbewerb von Hamburg nach Dresden geholt zu haben.

Das dortige Opernhaus bietet seinem Direktor in mancher Hinsicht komfortable Arbeitsbedingungen: Zwar wird der Landeszuschuss von 35 Millionen Euro weitestgehend von den Personalkosten verschlungen, doch ein großes Publikumsinteresse ist dem Haus von vorne herein sicher. Die 1.300 Plätze sind zu 95 Prozent ausgelastet, wobei die meisten Besucher Touristen sind, die den Bau ganz unabhängig von seinen Inszenierungen erleben wollen. Die sind nach Einschätzung von Kennern „musikalisch von gediegener Qualität“, dabei aber wenig innovativ. „Frey wird in Dresden fehlen“, so lautet das Abschieds-Urteil. „Weinen wird man wohl nicht“.

Ob der gebürtige Hannoveraner mit ähnlichem Erfolg auch das Bremer Haus vermarkten können wird, zweifelt man zumindest in Sachsen an. In Bremen sorgt man sich eher um die Schauspiel-Kompetenz des Kandidaten, der Gesang an der Musikhochschule Hamburg studiert und ein Diplom in den Fächern Musiktherapie und Kulturmanagement hat. Im Dresdener Staatstheater soll er ein eher seltener Gast gewesen sein. Ganz anders sieht es bei seiner Konkurrentin Juliane Votteler aus, die sowohl im Schauspiel- als auch im Opernbereich Erfahrung hat.

Aus seiner Zeit am Bremer Theater, wo er als Chef-Disponent arbeitete, ist er als korrekt und unauffällig in Erinnerung. Noch-Intendant Klaus Pierwoß gibt sich sybillinisch: „Herr Frey war acht Jahre an einem anderen Haus. Es ist gefährlich, sich sich aus dem Bild von damals ein Bild von heute zu machen“.

Friederike Gräff