neu im kino : Diese Woche frisch
Knallhart
D 2005, Regie: Detlev Buck. 98 Min.
Eine Mutter (Jenny Elvers-Elbertzhagen) landet mit ihrem Sohn in einer angeranzten Zweizimmerwohnung in Neukölln. Für den 15-jährigen Michael (David Kross) beginnt hinterm Hermannplatz völlig unvorbereitet ein einsamer Existenzkampf. Er wird beklaut, erpresst, zusammengeschlagen. Der Kokshändler Hamal (Erhan Emre) nimmt den Jungen als Drogenkurier unter seine Fittiche, versorgt ihn mit Geld und Schutz. Aber er wird ihn am Ende auch zu einer monströsen Tat und in die unvermeidliche Katastrophe zwingen. Der neue Film von Detlev Buck ist eine heikle Gratwanderung zwischen der Lust an stereotypen Ausmalungen eines klassischen Gettofilms und den unleugbaren Wahrheiten, die hinter aller Klischeehaftigkeit wohnen. Nicht immer beweist der Regisseur dabei die nötige Trittsicherheit und ein gutes Gespür für visuelle Floskeln und dialogische Plattitüden. Dennoch ist Bucks Neuer, der einen tollkühnen Ausflug ins Genrekino im Sinn gehabt haben mag, ein risikofreudiger, allerdings auch grobmotorischer Erkundungsgang durch die Hinterhöfe der Hauptstadt geworden.
Brokeback Mountain
USA 2006, Regie: Ang Lee. 134 Min.
Die Geschichte um zwei schwule Cowboys führt zu etwas zurück, was im schwullesbischen Mainstreamkino rar geworden ist. Mehr als das Drama einer repressiven Gesellschaft interessiert Ang Lee das Drama des Selbsthasses, der Selbstverleugnung. Sonst darf dieses Drama nur unter der Bedingung vorkommen, dass es in der Coming-out-Szene überwunden wird. Ein triumphalistisches Handlungsmuster, das alles Quälende, den Zweifel an sich selbst, kurz alles, was Filme interessant macht, ausschließt.