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Archiv-Artikel

„Nicht das Schwarze unterm Fingernagel“

Landwirt Walter Traube und sein Vater sind die einzigen Privatleute, die gegen das Endlager klagen. Er legt Beschwerde ein gegen das Urteil, das nicht einmal die Revision zulässt. Seinen Hof will er nicht verkaufen

taz: Herr Traube, Sie klagen zusammen mit Ihrem Vater gegen das Endlager im Schacht Konrad. Der Urteilsverkündung sind Sie fern geblieben. Warum?

Walter Traube: Damit wollen wir gegen die Unmenschlichkeit des Gerichts protestieren. Das Verfahren war eine Farce. Über Fehler im Genehmigungsverfahren wurde nicht geredet, sondern nur darüber, ob wir überhaupt klageberechtigt sind. Die Gegenseite hat uns sogar abgesprochen, dass wir überhaupt unsere Nachwelt schützen dürfen.

Laut dem Urteil könnte ab dem Jahr 2012 radioaktiver Müll unter Ihren Äckern eingelagert werden. Was wollen Sie nun tun?

Jetzt geht’s erst richtig los. Das Gericht hat uns noch nicht mal das Schwarze unterm Fingernagel zugestanden, also nicht mal eine Revision zugelassen. Dagegen werden wir Beschwerde einlegen, dann klagen wir vor dem Bundesverwaltungsgericht weiter.

Wollen Sie Ihren Hof aufgeben, wenn das Endlager doch kommt?

Auf keinen Fall. Dazu wird es auch nicht kommen. Ich klage ja nicht nur für mich und meine Familie, sondern auch stellvertretend für die fast 300.000 Einwender, die sich während der Genehmigung Anfang der 90er-Jahre gegen das Endlager ausgesprochen haben.

Erwarten Sie Schützenhilfe von Umweltminister Sigmar Gabriel, in dessen Wahlkreis Sie leben?

Gabriel war im August, bevor er Minister wurde, hier und hat sich klar gegen die Endlagerung ausgesprochen. Heute Abend kommt er wieder nach Salzgitter. Dann stelle ich ihn zur Rede.

Nach der Rechtslage ist Schacht Konrad genehmigt, die Grenzwerte werden eingehalten. Wo soll denn der Atommüll hin?

Irgendwo muss er hin, aber deshalb muss er nicht irgendwohin. Der radioaktive Abfall braucht ein geeignetes Endlager in Deutschland, aber nicht ein ehemaliges Erzbergwerk, das nur ausgewählt wurde, weil es unwirtschaftlich geworden ist. Und: Wer kauft noch meine Erdbeeren und Rüben, wenn sie auf Atomschrott wachsen?

Die niedersächsische Landesregierung will von anderen Bundesländern Ausgleichsmittel einfordern, um den Strukturwandel in der Region zu fördern. Millionen Euro sollen nach Salzgitter fließen. Ist das nichts?

Egal wie groß die Summe ist: Man kann sich seine Gesundheit nicht erkaufen. Und: Die Bosse des VW-Standorts und des Stahlwerks hier in der Nähe werden es sich bestimmt zweimal überlegen, ob sie hier weiter investieren, wenn das Endlager da ist.

Interview: Kai Schöneberg