: Woodys Weltflucht
JAZZ Mit der Klarinette in der Hand die Welt vergessen: Woody Allen und die „New Orleans Jazz Band“ spielen im Schauspielhaus
VON ROBERT MATTHIES
Auch wenn andere sich für Golfen oder Skifahren entschließen: das eskapistische Potenzial von Musik, ihr Vermögen, einen von der Welt und ihren Forderungen abzuziehen und selbige in den Hintergrund zu verweisen, sei ausgezeichnet, findet Woody Allen. Wie schon deren tausende Jahre währende Geschichte beweise. Jedenfalls, wenn man die richtige Musik für einen selbst gefunden habe. Und erst recht, wenn man sie dann auch noch selbst spielen könne.
Die Allen’sche Weltflucht bedient sich dabei namentlich des New Orleans Jazz, der nämlich verfüge über dieses „absolute Charisma“. Weshalb der Jazz auch aus Allens Filmen nicht wegzudenken ist. Nicht nur als Untermalung. Die Tragikömodie „Sweet and Lowdown“ von 1999 etwa erzählt die Geschichte des fiktiven Jazzgitarristen und Django-Reinhardt-Nacheiferers Emmet Ray, in „Der Schläfer“ von 1973 steht Allen selbst als Jazz-Musiker auf der Bühne.
Wobei hinter dem fiktiven ein wahrhaftiger steckt. Lange Zeit schon spielt der Komiker gemeinsam mit der „Eddy Davis New Orleans Jazz Band“, Klarinette. Dabei ist der Jazz für den dreifachen Oscarpreisträger weit mehr als ein Hobby. Die zweifache Oscar-Preisträgerin Barbara Kopple hat das 1997 in ihrem Film „Wild Man Blues“ dokumentiert und die leidenschaftliche Energie der Allen’schen Liaision mit dem Holzblasinstrument eingefangen: auf einer 18 Städte umfassenden Europa-Tournee hat sie den Jazzmusiker Allen und seine Kollegen begleitet. Vor zwei Jahren schließlich präsentierten sich die New Yorker New Orleans-Freunde auch auf dem größten Jazzfestival der Welt in Montréal.
Auch hierzulande war Allens Band zuletzt 2008 zu hören, bei einem umjubelten Auftritt in Dresden. Dieses Jahr sind „Woody Allen & His New Orleans Jazz Band“ aber gleich dreimal hier zu erleben. Morgen Abend ist das Multitalent im Schauspielhaus zu hören. Noch gibt es ein paar Tickets für die ideale Flucht von der Welt.
■ So, 21. 3., 20 Uhr, Schauspielhaus, Kirchenalle 39