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Archiv-Artikel

Das Ende einer Kleinanzeige

Zwei BremerInnen sind angeklagt, weil sie per Annonce schnelle Kredite versprachen – und ordentlich mitverdienten

Bremen taz ■ Man liest das ja gelegentlich, in den Kleinanzeigen der Tageszeitungen. „Sofortbargeld einfach per Post“, steht da beispielsweise, versprochen wird ein schneller Kredit, einfach, billig, unkonventionell. Auch Wolfgang H. und Petra H. haben solche Anzeigen geschaltet, fast täglich. Als Inhaber einer kleinen Firma mit dem schicken Titel „Central Finanz“.

In Österreich war das, Ende der Neunziger. Und in der Schweiz, noch etwas früher. Doch da wurden sie schon verurteilt, wegen Betruges, und offiziell des Landes verwiesen. Also haben sie sich nach Feldkirch im Vorarlberg abgesetzt, eine neue Firma gegründet, mit neuem Namen versehen. Jetzt stehen die BremerInnen wieder vor Gericht, wieder geht es um Betrug.

Denn bei der Central Finanz hat gar niemand Geld bekommen – Kredite wurden nur vermittelt. Und sobald einer anrief, musste er erst einmal in seinen Kredit investieren: Fast zwei Euro pro Minute – und so ein Gespräch konnte dauern. Schließlich verdiente die „Central Finanz“ an jedem Telefonat mehr als einen Euro. In der Minute, versteht sich.

Immerhin 15 Prozent aller Anrufer haben am Ende sogar einen Kredit bekommen, wenn auch nicht zum versprochenen Zinssatz von 5,5 Prozent. Und zumeist auch nicht ohne einen Bürgen.

Fast 2.500 Kreditanträge listet die Anklage auf, in gerade einmal dreizehn Monaten. 200.000 Euro wurden mittlerweile gepfändet, und ein Porsche wurde auch beschlagnahmt.

Doch Herr H. beantragt für sich einen glatten Freispruch, bekundet er gestern vor dem Amtsgericht, alle Vorwürfe streitet er glattweg ab. Von Betrug könne keine Rede sein, sagt er, alle KundInnen seien informiert gewesen. Und überhaupt, springt ihm sein Anwalt bei, seien überhaupt keine Geschädigten auffindbar. In Österreich stand der Fall groß in den Medien, gemeldet hätten sich gerade mal ein oder zwei. „Der Geschädigte bin ich“, findet Herr H., und auch für seinen Verteidiger „schreit alles nach einer schnellen Erledigung“.

Amtsrichter Hans Ahlers sieht das anders. Alle Anträge auf Einstellung des Verfahrens hat er abgeschmettert. Lieber will er alle Kunden der Central Finanz vorladen. Und die beschlagnahmten Gelder der „notleidenden Staatskasse“ zukommen lassen. Jan Zier

Fortsetzung am 15. März