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Archiv-Artikel

Urenco will nicht kontrollieren

ATOM Urananreicherungsanlage sieht sich für Überprüfung von Radioaktivität nicht zuständig und lässt giftiges Material in durchgerosteten Containern durchs Land karren

Ein sicherer Transport war nicht gewährleistet, sagt die Polizei

VON ANDREAS WYPUTTA

In Zusammenhang mit dem Atomunfall in der Urananreicherungsanlage (UAA) haben Umweltschützer dem Landeswirtschaftsministerium als Atomaufsicht vorgeworfen, die Aufklärung zu verschleppen. „Die Öffentlichkeit soll erst nach den Landtagswahlen vom 9.5. informiert werden“, sagte Udo Buchholz vom Gronauer Arbeitskreis Umwelt am Rande der Bundeskonferenz der Antiatombewegung am Wochenende in Ahaus. Bei dem Störfall war im Januar ein Arbeiter verstrahlt worden.

Wie die taz am Samstag berichtete, trägt die UAA-Betreiberfirma Urenco – ein deutsch-britisch-niederländisches Joint Venture, an dem auch die Energieriesen RWE und Eon beteiligt sind – offenbar eine Mitschuld an dem Austritt von Radioaktivität: Urenco habe einen vermeintlich leeren Behälter geöffnet, obwohl dessen Reinigung nicht dokumentiert war, heißt es in einem vertraulichen Dokument des Uranlieferanten „Westinghouse Electric Sweden“.

Der Gronauer Urenco-Geschäftsführer Joachim Ohnemus wies die Vorwürfe seines Lieferanten gegenüber den in Münster erscheinenden Westfälischen Nachrichten zurück. Die UAA überprüfe vor Öffnung der Behälter nicht, welche Arbeitsschritte Westinghouse durchgeführt habe – diese Kontrolle müsse in Schweden geschehen.

Wie leichtfertig Urenco aber mit hochgiftigem und radioaktivem Material hantiert, zeigt ein Zwischenfall vom 8. März: Auf der Autobahn 1 legten Polizeibeamte einen mit Uranhexafluorid für die UAA beladenen Gefahrgut-Lkw still. An dem Container, der das radioaktive Material sichern sollte, „wurden extrem starke Durchrostungen an tragenden Bauteilen festgestellt, sodass ein sicherer Transport, der von Hamburg nach Gronau erfolgen sollte, nicht gewährleistet war“, heißt es im entsprechenden Polizeibericht. Atomkraftgegner wie Buchholz fordern deshalb die sofortige Stilllegung der UAA.

Thema der Antiatomkonferenz waren auch die Großdemonstrationen aus Anlass des 24. Jahrestages der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 24. April an den Atomstandorten Biblis, Ahaus und Krümmel. Wladimir Sliwjak von der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense warnte außerdem vor einem neuen Atomkraftwerk in der russischen Exklave Kaliningrad: Dessen Bau diene allein dem Stromexport, solle aber mit deutschen Hermes-Bürgschaften abgesichert werden. Nötig sei stattdessen die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen, heißt es in der Abschlusserklärung.