Doppeltes Vorlesevergnügen

Auf ihrer gemeinsamen Novitätenreise sind die taz-Autoren Wiglaf Droste und Ralf Sotscheck am Sonnabend zu Gast im Schauspielhaus

Normalerweise begegnen sie – oder besser gesagt: ihre regelmäßig auf der Wahrheitseite der taz erscheinenden Texte – einander ja eher selten. Normalerweise nämlich eröffnet die Kolumne des langjährigen Großbritannien-Korrespondenten und Wahl-Iren Ralf Sotscheck am Montag die Wahrheit-Woche, die am Freitag dann (beinahe) beschlossen wird durch die Zeilen des westfälischen Gelegenheitssängers Wiglaf Droste. Gern Kurioses, stets Lesenswertes über Königsfamilien und Insulanerbräuche liefert jener, geschliffen-kontrovers aufgenommene Befassungen auch und gerade mit dem linken Milieu nicht nur in Kreuzberg dieser.

Kein Geheimnis ist aber für regelmäßig dort die Zeitung Aufschlagende, dass die beiden Prosaiker einander im wahren Leben kennen und, gelinde gesprochen, wohl schätzen. „Duce des Durstes“ und „hobbithafter, defensiver Charmeur“, das sind nur zwei der unzähligen Namen, mit denen Droste seinen Brieffreund und Trinkkumpanen Sotscheck schon zu belegen beliebte. Dieser indes hat sich – glaubt man den lichtfern aufgebahrten Beständen des taz-Archivs – stets vornehm zurückgehalten mit publizierten Bekundungen der Verbundenheit.

Man könnte vielleicht auch sagen: der grundsympathische Sotscheck vergolt es dem spitzfedrigen Bonvivant mit anderer Münze. Ob im Malersaal des Schauspielhauses nun aber die Rede sein wird von den bei Droste gefürchteten „S-Days“, an denen der umtriebige Sotscheck ihm seine Aufträge aufnötige? Oder von des Rinderwahnsinn-Experten mehr oder minder von Erfolg gekrönten Versuchen, das Rauchen sein zu lassen? „Aktuelle und zeitlose Texte“ versprechen jedenfalls die Veranstalter, und es führt wohl kaum ein Weg daran vorbei: Wer wissen will, ob da einzig alter Kolumnenwein auf denkbar unterhaltsamste Weise neuen Schläuchen zugeführt wird oder nicht doch feinste Lesevergnügensnovitäten vor die Leute geworfen, der muss sehen, dass er noch einen Platz kriegt in der Rumpelkammer des Kulturtempels. ALEXANDER DIEHL

Wiglaf Droste: „Kafkas Affe stampft den Blues“, Ralf Sotscheck: „Der gläserne Trinker“, beide erschienen bei Edition Tiamat, Berlin. Lesung: Sa, 20 Uhr, Schauspielhaus/Malersaal