: Im Goya wird weiter getanzt
Der Schöneberger Nachtclub ist mit 5 Millionen Euro verschuldet. Dennoch hofft der Insolvenzverwalter, das Goya doch noch zu retten. Februargehälter wurden überwiesen
Der insolvente Nachtclub Goya ist mit rund 5 Millionen Euro verschuldet. Dennoch solle der Betrieb vorerst weiterlaufen wie gehabt. Dies teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Peter Leonhardt von der Anwaltskanzlei Leonhardt & Partner gestern mit.
Der Großteil der ungedeckten Verpflichtungen, so Leonhardt, bestehe aus unbezahlten Bau- und Handwerkerrechnungen in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Hauptgrund der Verschuldung seien die aus dem Ruder gelaufenen Baukosten. Die knapp 2.700 Aktionäre des Clubs hatten Anteile in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro gezeichnet, mit denen das Projekt finanziert werden sollte. „Insgesamt sind aber rund 10 Millionen Euro in den Bau geflossen“, erklärte der Insolvenzverwalter.
Aufgrund der Finanzierungslücke sei dann nach der Eröffnung des Goya vor rund drei Monaten kein Geld mehr vorhanden gewesen, um „den Club anzuschieben“. Weil es an Werbung fehlte, seien weit weniger Gäste gekommen als ursprünglich erwartet. Der Vorstand der Goya AG habe mit bis zu 2.700 Gästen pro Abend kalkuliert, tatsächlich mochten aber teilweise nur 800 Menschen in dem Nachtclub tanzen.
„Ich glaube aber, dass eine Sanierung möglich und erfolgreich sein kann“, sagte Peter Leonhardt. Hierzu will er in den nächsten Tagen mit den Aktionären über das zukünftige Konzept des Clubs reden. Dabei will er auch um zusätzliches Geld werben. „Entweder zeichnen die Aktionäre noch mehr Anteile, oder wir suchen einen weiteren Investor.“ Wie viel Geld zur Rettung des Goya insgesamt nötig ist, konnte Leonhardt gestern noch nicht sagen. Es sei jedoch „kein unerheblicher Betrag“.
Die Gläubiger müssten unter Umständen auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, so Leonhardt weiter. Er wolle aber sicherstellen, dass die 93 Mitarbeiter des Clubs auch in den nächsten Monaten ihre Löhne ausgezahlt bekommen. Die Gehälter für Februar seien gestern Morgen überwiesen worden. Die Bezüge der Aufsichtsratsmitglieder habe man dagegen vorerst ausgesetzt.
Der Insolvenzverwalter, der bereits den Herlitz-Konzern und die Hotel Berlin AG erfolgreich saniert hatte, zeigte sich von der Idee des Clubs selbst überzeugt. „Das Goya ist ein Aushängeschild für Berlin“, sagte er. „Deswegen müssen wir jetzt alle dafür kämpfen, dass es klappt.“
Nach Angaben des Clubs sind derzeit noch 60 Aktienpakete zu haben, mit deren Zeichnung die Aktionäre lebenslangen freien Eintritt sowie Zutritt zur Aktionärsetage des Clubs erhalten. Insolvenzverwalter Leonhardt wird nach eigenen Angaben jedoch kein Goya-Aktionär. Das habe allerdings rein rechtliche Gründe. TORSTEN GELLNER