Der Wochenendkrimi : Minimum
„Tatort: Feuerkämpfer“,
So., 20.15 Uhr, ARD
Erst wurde sie erschlagen, dann hat man ihre Leiche verbrannt. Keine Frage, jemand muss die Rechtsanwältin sehr gehasst haben. Und dieser jemand steht mit seinen Gefühlen offensichtlich nicht alleine da: Bei ihrer Untersuchung treffen Casstorff (Robert Atzorn) und Kollege Holicek (Tilo Prückner) auf eine Reihe von Männern, die der Juristin allesamt den Tod gewünscht haben. In ihrer Funktion als Scheidungsanwältin hatte sie vor Gericht durchgesetzt, dass die Gebeutelten perfide Unterhaltszahlungen zu leisten haben und ihnen gleichzeitig nur ein grausam eingeschränktes Besuchsrecht zugesprochen wird. Kurz, die Frau war eine Bestie. Oder, wie die unlängst in den NDR-„Tatort“ hineingeschriebene Staatsanwältin Wilhelmi (Ursula Karven – bitte schnell wieder rausschreiben) leicht angeekelt formuliert: eine „Kampfanwältin“. Oha.
Es spricht natürlich nichts dagegen, dass man das deutsche Scheidungs- und Sorgerecht als Hintergrund für ein Täterrätsel nutzt. Aber mit welcher Schlichtheit Autor und Regisseur Thomas Bohn, Spezialist für heiße und lauwarme Eisen („Das Kommando“), sein gesellschaftspolitisches Sujet in den Krimi einarbeitet, muss man schon grob fahrlässig nennen. Die Väter sind hier allesamt geplünderte Opfer des Scheidungsrechts, die Tote hat ihren Job als persönlichen Kreuzzug gegen die Männer inszeniert – als ob es keine juristischen Regeln gäbe, an die auch sie sich hätte halten müssen.
Psychologisch bewegt sich diese Folge des immer noch schlechter werdenden Hamburger „Tatorts“ auf dem Niveau einer Männerselbsthilfegruppe. Da ist viel aufgestaute Wut, aber kein Ventil, über die diese Wut erzähltechnisch wirkungsvoll abgelassen werden kann. Peinlich. CHRISTIAN BUSS