Rasend unsportlich

Beim 3:4 gegen Nürnberg verließen zwei Kölner Spieler vorzeitig und automobil die Stätte ihrer Niederlage

KÖLN taz ■ Die Schneefalldichte erreichte für Kölner Verhältnisse schon absolute Spitzenwerte, als die Herren Alpay und Zivkovic einen Entschluss fassten: Wenn schon schlecht, dann richtig schlecht, dachten sich die beiden Fußballer in Diensten des 1. FC Köln und ließen ihrem dürftigen Vorspiel auf dem Rasen ein noch dürftigeres Nachspiel folgen: Noch ehe ihre Mitspieler das 3:4 gegen den 1. FC Nürnberg bis zum bitteren Ende durchgespielt hatten, schmissen sich die beiden früh Ausgewechselten und entsprechend früh Geduschten in ihre Autos und rauschten davon. Die Unsportlichkeit auf Rädern sozusagen.

Zumindest erleichterten der Türke und der Kroate dem FC-Coach Hanspeter Latour die Meinungsbildung mit ihrem kindischen Verhalten ungemein. „Ich muss in mich gehen. Aber mit dem ein oder anderen geht es nicht mehr“, grummelte Latour nach der siebten Heimpleite der Domstädter in dieser Saison. Namen nannte er zwar keine. Aber das war auch nicht wirklich nötig, schließlich grollte der Fußballlehrer den beiden hinterher: „Ich habe im Spiel die notwendigen Maßnahmen getroffen. Das sagt doch wohl genug.“

Diese aus Kölner Sicht in der Tat dringend notwendigen Maßnahmen waren: Alpays Auswechslung in der 38. Minute und Zivkovics Auswechslung in der Halbzeitpause. Zuvor hatte das Duo terribile den Teamkollegen den ein oder anderen Bärendienst erwiesen – wobei vor allem Alpay wild entschlossen scheint, seiner persönlichen Skandalchronik noch ein paar Kapitel hinzu zu fügen. So machte der türkische Nationalverteidiger den guten Start der Kölner nach nur fünf Minuten zunichte, indem er sein schlechtes Stellungsspiel gegen FCN-Angreifer Markus Schroth mit einem rustikalen Foul im Strafraum krönte. Leichter als Alpay kann man einem Schiedsrichter den Elfmeterpfiff nicht machen – und Robert Vittek nutzte die Gelegenheit zu seinem ersten von drei Toren an diesem Nachmittag.

Wer in Köln alles verkauft werden muss, wenn der zunehmend wahrscheinliche Abstieg im Mai Realität geworden sein sollte, darüber können sich die Verantwortlichen am Geißbockheim schon einmal Gedanken machen. Etwas Hoffnung, dass der vierte Abstieg des Traditionsklubs doch noch verhindert werden kann, macht den Kölnern immerhin ihre Fähigkeit, Abwehrschnitzer à la Alpay, Zivkovic oder des Schweizers Ricardo Cabanas, der vor dem 0:2 und 0:3 dilettierte, auszubügeln. So rackerten sich die Aufsteiger gegen Nürnberg nach einem 0:3- und 1:4-Rückstand fast noch auf ein Remis heran. Gästetrainer Hans Mayer lobte deshalb zum Abschied die wackere Heimelf: „Köln ist enorm fit.“ Eine gute Voraussetzung für die körperbetonte 2. Liga. ANDREAS MORBACH