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Archiv-Artikel

Auch Lesben wurden diskriminiert

Streit über das Homo-Mahnmal

VON PHILIPP GESSLER

Manche Streitereien mag man gar nicht anschauen – zu kleinlich, spießig und rechthaberisch agieren da die Streithähne. Eklige Nachbarschaftskonflikte gehören dazu, manchmal auch politische Kämpfe zwischen Minderheiten. Der Streit über das Homosexuellen-Mahnmal im Tiergarten hat etwas von dieser Gartenzwerg-Kategorie: Er lässt einen kopfschüttelnd zurück. Was soll falsch daran sein, dort neben schwulen auch lesbische Küsse zu zeigen?

Natürlich, der Vergleich zwischen dem Leid von Schwulen in der Nazizeit und dem von Lesben bis 1945 ist etwas schief: Während viele Männer aufgrund ihrer Homosexualität ins KZ kamen und dort auch starben, sind ähnliche Schicksale von lesbischen Frauen nicht bekannt – zumindest nicht, weil sie Lesben waren. Andererseits ist klar, dass auch die Freiheitsrechte dieser Frauen beschnitten wurden. Polemisch könnte man fragen: Wie viele Tote braucht es, damit man mitküssen darf? Wie viel Entrechtung darf’s denn sein?

Gedenken verwehrt

Zudem hatte das Schwulen-Mahnmal von Anfang an etwas Anmaßendes. Suchte es doch ganz bewusst die Nähe des Holocaustmahnmals und spielte mit dessen Form. Da wurde Vergleichbarkeit mit dem millionenfachen Mord insinuiert. Den Lesben aber, die Nähe zum Leid der Schwulen sehen und ein Gedenken fordern, soll dieses verwehrt bleiben?

Ein Kunstwerk, und das ist das Mahnmal ja auch, muss nicht streng logisch und historisch superkorrekt sein. Großherzig sollte es vielmehr sein. Das zumindest. Seltsam, dass man sich auf Gräbern streiten will.

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