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Archiv-Artikel

Ingos Pferdeschau

Der Wolf, den sie Pferd nannten? NRW-Innenminister präsentiert stolz die neuen Polizeigäule des Landes

Unhöflicherweise störten einige Zuhörer den Redner bei seiner feierlichen Ansprache. Als Innenminister Ingo Wolf (FDP) gestern vor dem Dortmunder Westfalenstadion verkündete, die Menschen in NRW sollten sich demnächst „sicherer fühlen“, wieherte es im Hintergrund. Die neuen Mitarbeiter der Polizei seien „echte Sympathieträger“, sagte Wolf – und wieder schnaubte ein Klepper aus vollen Nüstern.

Doch der Polizeiminister ließ sich nicht stören von den Pferdelauten. Wolf schien gestern fest entschlossen, fröhlich zu sein und optimistisch. Selbst über den strengen Geruch von Pferdeäpfeln ging er hinweg. Mit einem Mikro in der Hand moderierte er seine große Pferdeschau. 16 neue Polizeitiere trabten samt Reitern auf dem Parkplatz neben dem BVB-Fußballstadion heran. Der Minister lachte, nahm sich einen Korb voller Möhren und verteilte sie an die appetitlich aufgereihten Dienstpferde.

Neben der Szenerie stand Horst Engel, Wolfs Parteifreund und innenpolitischer Sprecher der Liberalen, und sagte erfreut zu einer Kollegin: „Schau mal, Koalitionsvertrag umgesetzt.“ In ihrem Regierungsprogramm hatten CDU und FDP vereinbart, NRW seine Reiterstaffeln zurückzugeben. Rot-Grün waren die Staffeln zu teuer gewesen. Anfang 2003 wurden die beamteten Schindmähren in den Ruhestand versetzt. Unter Schwarz-Gelb sitzen die Ordnungshüter nun bald wieder hoch zu Ross. Zwei Reiterstaffeln mit insgesamt 20 Pferden und 25 Reitern wird es geben. Die Vierbeiner sollen in Düsseldorf und Dortmund stationiert werden. Derzeit werden die Pferde noch für ihre Aufgaben im Polizeidienst ausgebildet. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft sollen sie aber bereits rund um die NRW-WM-Stadien Dortmund, Gelsenkirchen und Köln zum Einsatz kommen. Die Reiter sollten zudem Präsenz in den Innenstädten zeigen und könnten von jeder Polizeibehörde im Land angefordert werden , sagte Minister Wolf.

Nicht gekauft, sondern geleast wurden die neuen NRW-Polizeipferde. Die jährlichen Leasinggebühren belaufen sich auf zirka 33.500 Euro. Für die Unterbringung der Tiere fallen monatlich insgesamt 27.000 Euro an. Zugfahrzeuge und Ausstattung kosten nach verschiedenen Schätzungen rund eine Million Euro.

Die Landtags-Opposition kritisierte die Pferdeshow. Die SPD zweifelt an der Effizienz der Polizeipferde. Weniger als die Hälfte ihrer Arbeitszeit seien die Pferde tatsächlich für die Sicherheit im Einsatz. Die übrige Zeit werde für Pflege verbraucht. „Die Wiedereinführung der Polizeireiterstaffel ist billiger Populismus“, sagte die Grünen-Politikerin Monika Düker. Die neue Reiterstaffel koste im Jahr über zwei Millionen Euro, die im Ermittlungs- und Wachdienst der Polizei wieder eingespart werden müssen. Polizeitaktisch seien die Pferde nicht notwendig. Ob die Pferde bis zur WM fertig ausgebildet seien, stehe in den Sternen. Selbst einige Polizisten sehen dies so. „Das ist nur ein netter Fototermin für Wolf“, sagte Polizeigewerkschafter Werner Dominke, der abseits der Pferdeschau mit rund 100 Kollegen gegen Wolfs Polizeireformpläne demonstrierte. Die Beamten protestierten gegen Stelleneinsparungen und waren umso erboster, dass NRW Geld für Pferde übrig hat.

In Dortmund wirkten die Pferde auf den Laien ziemlich nervös. Ob der hochgewachsene Minister mit den eckigen Bewegungen sie reizte? Wie die Pferde wohl auf Fußballfans bei der WM reagieren? Jedenfalls fielen die Pferdeklöpse wie reife Äpfel und der ein oder andere Gaul spuckte Wolfs Möhren rasch wieder aus.

MARTIN TEIGELER