WHV wird Champion

Die Bremer Eurogate erhält die Konzession für den Betrieb des Jadeweserports in Wilhelmshaven. Das Milliardenprojekt soll im Jahr 2010 in Betrieb gehen, die Hauptkosten trägt der Steuerzahler

von Kai Schöneberg

Der Irak hat einen, Los Angeles und die Stadt Salalah im Oman haben gerade einen gebaut. Und hat nicht auch Wilhelmshaven eigentlich einen Tiefwasserhafen? Theoretisch könnten im Jadebusen Schiffe mit bis zu 18 Metern Tiefgang anlegen. Fehlt nur der Hafen. Jede Menge Korn soll im Spiel gewesen sein, als ein paar Wilhelmshavener vor mittlerweile fast 15 Jahren in einer Kneipe die Schnapsidee vom Jade-Weser-Port ausklügelten. Gestern wurde ein wichtiger Schritt in Richtung des größten Infrastrukturprojekts im Norden gegangen.

Natürlich hat die Container-Umschlaggesellschaft Eurogate mit Sitz in Bremen die 40-jährige Konzession für den Betrieb des Tiefwasserhafens erhalten. Europas Nummer eins im Geschäft mit Terminals in Bremerhaven, Hamburg und am Mittelmeer gehört je zur Hälfte der Hamburger Eurokai und der Bremer BLG Logistics Group, die wiederum zum Großteil dem Land Bremen gehört. Diese quasi-staatliche Beteiligung hatte der Mitfinalist im Bewerberrennen, der Logistiker Rhenus, nicht zu bieten. Mit dem Ende des Verfahrens stehe „Wilhelmshaven tief gedruckt auf der Liste der wichtigsten Containerhäfen der Welt“, drechselte Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP). Er wolle den Jade-Weser-Port „in die Champions-League der großen Seehäfen bringen“. Heute sei „der Tag, an dem die Zusammenarbeit im Norden konkret wird“, jubelte der Chef der Bremer Staatskanzlei, Hubert Schulte. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) verwies auf mögliche Milliarden, die Energie- und Chemiefirmen im siechen Wilhelmshaven investieren könnten.

Jedes Jahr zehn Prozent mehr. Auch wenn das Wachstum beim Containerumschlag sich in den nächsten Jahren nicht mehr ganz so positiv entwickeln dürfte, wollen die norddeutschen Häfen den Globalisierungs-Boom nicht der Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen überlassen. Ausnahme: Hamburg, weltweit die Nummer 9 im Umschlagsgeschäft, das 2002 aus dem Projekt ausstieg und die Elbe weiter vertiefen will. Bereits heute können Schiffe mit rund 8.000 Standard-Containern und einem Tiefgang von bis zu 14,50 Metern den Hamburger Hafen nur bei Hochwasser erreichen.

Deshalb will Eurogate bereits im Oktober dieses Jahres den vierten Containerterminal CT IV in Bremerhaven in Betrieb nehmen. Dann ist dort kein Platz mehr für weitere Terminals. Deshalb hat der Jade-Weser-Port bei Eurogate auch schon einen Spitznamen: CT V.

Es gab zwar schon Proberammungen, aber noch ist auf den 350 Hektar Fläche, wo der Tiefwasserhafen in Betrieb gehen soll, nur eine Brache. Viel Sand muss noch aufgeschüttet werden. Ende 2006 oder Anfang 2007 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. 350 Millionen Euro muss Eurogate in Kräne, Containerbrücken und Lagerhallen investieren. Ab 2010 sollen bis zu 430 Meter lange Riesenpötte mit einem Tiefgang von 16,5 Metern auch bei Ebbe hier festmachen können.

Solche Schiffe fahren bislang noch gar nicht. „Die Pötte werden zwar länger und breiter“, sagt der grüne Hafenexperte Hans-Joachim Janßen. „Aber ob sie tiefer werden, ist fraglich: Die wollen auch noch durch den Suez-Kanal.“ Außerdem sieht Janßen noch eine Finanzierungslücke im Landeshaushalt in Höhe von 140 Millionen Euro. Der Löwenanteil am Tiefwasserhafen trägt nämlich der Steuerzahler: Rund 600 Millionen Euro zahlen Bremen und Niedersachsen für die Hafen-Infrastruktur.