WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Kaiserschnurrbarttamarinäffchen?
: Ihren Namen zu Unrecht tragen

Nein, sind die süß: Der Berliner Tierpark in Friedrichsfelde meldet einen zierlichen Neuzugang. Zwei südamerikanische Krallenäffchen bewohnen ab sofort zwischen Nashörnern, Nilpferden und Elefanten eine Landschaftsvitrine im Dickhäuterhaus. Das Besondere an den erst im Jahr 1907 entdeckten Kletterzwergen: Sie tragen schwer an einem Namen, den ihnen deutsche Zoologen im begrifflichen Kolonisierungswahn verpasst haben.

Die Evolution hat die „Kaiserschnurrbarttamarine“ nämlich mit beeindruckenden weißen Schnurrhaaren ausgestattet, die – siehe Abbildung – von der Schnauze bogenförmig nach unten führen. Eine derartige Bartführung konnten sich die Museumspräparatoren des Kaiserreichs offenbar gar nicht vorstellen. Jedenfalls zwirbelten sie die Bärte der Affenbälge, die sie aus dem brasilianischen oder peruanischen Amazonasgebiet erhalten hatten, steil nach oben – in etwa so, wie Wilhelm Zwo mit seinem Oberlippengewächs verfuhr. Selbst in den wissenschaftlichen Namen der Art, Saguinus imperator, ging die Reverenz an den Chef des deutschen Affenfelsens über.

„Maja“ (geb. am 30. Oktober 2002) und „Moritz“ (geb. am 6. Mai 2003) können natürlich rein gar nichts für derartige historische Kontaminationen. Sie dürften ihnen auch ziemlich wurscht sein. Das Pärchen, ein Geschenk des Frankfurter Zoos, ist im „zuchtfähigen Alter“ und wird sich dementsprechend mit profaneren Dingen beschäftigen. Es sei ihnen von Herzen gegönnt. CLP  FOTO: AP