LESERINNENBRIEFE :
Politisch gewollter Stillstand
■ betr.: „Müllverbrennung auf See“, taz.nord vom 7. 8. 13
Viele Hafenstädte verzögern oder blockieren sogar Aufbau und Betrieb der Landstromversorgung. Letztlich wartet man im Hamburger Rathaus auf die Einführung einer Luftreinhalterichtlinie für Hafengebiete und des entsprechenden Bußgeldkataloges auf europäischer Ebene, um auf dieser Grundlage bei den Reedereien abkassieren zu können. Klingende Münze im Stadtsäckel geht hier vor die Gesundheit der Anwohner in den Hafengebieten und den Schutz der Umwelt – so deutlich muss man es wohl formulieren.
Bei Aida Cruises hat diese Situation des politisch gewollten Stillstandes in der Landstromversorgung dazu geführt, dass die Reederei nun selbst ein schwimmendes Blockheizkraftwerk („LNG-Hybrid-Barge“) auf der Elbe installiert, welches mit Flüssiggas betrieben werden soll und schon ab dem nächsten Frühjahr die Energieversorgung für die im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe übernehmen wird.
Nicht einmal davon aber scheint man beim Naturschutzbund Kenntnis genommen zu haben, oder – falls doch – verschweigt man es. Die Kreuzschifffahrt hat einen Anteil von rund 0,5 Prozent am gesamten weltweiten Schifffahrtsaufkommen, der Treibstoffverbrauch pro Person an Bord und 100 km Schiffsreise liegt bei 3 Litern. Das sind Zahlen, um die sich der Autor hätte kümmern können, wenn er nicht so eifrig dabei gewesen wäre, betriebsblind und lobbyhörig Pressemitteilungen abzuschreiben. BUTTER BEI DIE FISCHE, taz.de
Was ist mit dem Schmutzwasser?
■ betr.: „Müllverbrennung auf See“, taz.nord vom 7. 8. 13
Die mangelnde Abgasreinigung der Kreuzfahrtschiffe ist ein wichtiger Kritikpunkt. Was ist eigentlich mit den Schmutzwassertanks beziehungsweise Abwasserreinigungsanlagen? Die Cyanobakterienfelder bilden sich oft in der Ostsee auf hoher See aus. Gibt es da einen kausalen Zusammenhang? Die letzte, etwas zurückliegende Information, die ich dazu las, war, dass 70 Prozent aller die Ostsee bereedernden Schifffahrtslinien keine Schmutzwassertanks/Reinigungsanlagen bereithalten. OLIVER GREED, taz.de
Erheblicher Untersuchungsbedarf
■ betr.: „Dieser Fall wiegt schwer“, taz.nord vom 6. 8. 13
Erst einmal müsste genau erläutert werden, was für Gewaltakte begangen worden sind und welche Motive angeblich dazu führten. Dann müsste man auch bei den Statistiken nicht nur die subjektiven, wahrscheinlich absichtsvollen Angaben von Gefangenen aufnehmen, sondern auch die genauen Taten festhalten – um eben keinen Täterschutz zu betreiben, sondern das Leid der Opfer genau zu evaluieren. Und dann müsste es das Mindeste sein, die Opfer nicht immer wieder zu ihren Peinigern zurückzuschicken und damit Beihilfe zur weiteren Misshandlung zu liefern.
Soziologisch müssen ALLE Leute im Gefängnis, inklusive des gesamten Haftvollzugspersonals, untersucht werden auf bewusste und unbewusste Beeinflussung hin zu einer Misshandlungs, Schweige, Anstiftungs, Terror, Erpressungs, Sucht, Erniedrigungs, Sadismus, Masochismus, Verbrecherglorifizierungs, Verbrechersympathisierungs, und Bandenkultur. Die Moral geht in geschlossenen Anstalten schnell den Bach runter. Deshalb sollte auf keinen Fall das Anstaltspersonal ermitteln, da Verdunkelungsgefahr besteht. STIRNRUNZEL, taz.de
Chancen statt Quote
■ betr.: „Brauchen wir eine Behinderten-Quote? Ja!“, taz.nord vom 5. 8. 13
Bewusstseinswandel durch eine Quote?! Schön, wenn es so einfach wäre – dann aber bitte auch eine für Männer, Homosexuelle, Sinti und Roma, Linkshänder, Muslime, Hartz-IV-Bezieher, Laktoseintolerante… Ach, muss es dann eigentlich auch eine Quote für Faschisten geben? Ich hoffe, nicht! Verschont uns mit Quoten, sorgt lieber dafür, dass diese Menschen die Chance bekommen sich zu beteiligen! ROBERT SCHREIBER, DORTMUND, taz.de