: Grüne: Regierung hat beim Thema Missbrauch versagt
BUNDESTAG CDU-Familienministerin verteidigt Vorgehen und will „Schutzräume für Pädophile“ verhindern
BERLIN epd | Grünen-Fraktionschefin Renate Künast wirft der Bundesregierung Versagen bei der Aufklärung der zahlreich bekannt gewordenen Fälle von Kindesmissbrauch vor. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) sei überfordert, sagte Künast am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde des Bundestags. Statt einen Runden Tisch einzurichten, hätte sie Vertreter der betroffenen kirchlichen und weltlichen Einrichtungen einladen und Aufklärung verlangen müssen.
„Die Kinder brauchen unseren Schutz und nicht der Papst“, sagte Künast, die der Bundesregierung vorwarf, falsche Rücksicht auf Institutionen zu nehmen. Jeder Verdachtsfall müsse sofort an Polizei und Staatsanwaltschaft gemeldet werden.
Schröder verteidigte in der von den Grünen beantragten Debatte ihr Handeln. Ziel der Bundesregierung sei es, „Schutzräume für Pädophile“, wie sie offenbar in zahlreichen Einrichtungen in der Vergangenheit bestanden hätten, nicht weiter zuzulassen. Außerdem sollten zur Vorbeugung unter anderem Projekte zur Therapie von pädophilen Männern gefördert werden. Opfer aus der Vergangenheit wiederum hätten einen „Anspruch auf umfassende Anerkennung ihres Leids“.
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch die Einsetzung eines Runden Tischs beschlossen, der sich mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle und Leitlinien für die Prävention beschäftigen soll. Er soll am 23. April erstmals zusammenkommen. Außerdem wurde die frühere Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) als Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung eingesetzt. Der Runde Tisch soll bis Ende des Jahres Ergebnisse liefern. Neben der evangelischen und katholischen Kirche sind auch Wohlfahrts-, Familien-, Schul- und Sportverbände sowie Verbände, die die Opfer vertreten, eingeladen. Weitere Einladungen sollen an juristische Fachverbände ergehen. Unterdessen haben katholische Eltern eine Entschädigung der Opfer von sexuellem Missbrauch gefordert.
Die von den Bischöfen angekündigte Entschädigung sei dringend erforderlich, auch wenn wirkliche Wiedergutmachung unmöglich sei, erklärte der Verband der Katholischen Elternschaft Deutschlands. Zudem forderte der Verband die Bischöfe auf, einen innerkirchlichen Dialog über Sexualität zu eröffnen. Nur so könne die Kirche Vertrauen zurückgewinnen.
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