KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER JÖNS’ KANDIDATUR : Gleichberechtigung – jetzt!
Karin Jöns wird neue Landesvorsitzende der Bremer SPD. Das steht fest – wenn die Partei sich nicht weiter als reiner Männer-Club gerieren will, und sich nicht eine weitere Frau bewirbt.
Die hätte mindestens schon einen strategischen Nachteil: Denn die langjährige Europaabgeordnete Jöns hat den besten Termin gewählt: Die Kandidatur am Equal Pay Day anzukündigen macht sie eben auch zum Hinweis auf das Geschlechterproblem macht, das die Landes-SPD allen Parteitagsbeschlüssen zum Trotz hat. Und sogar pflegt: Zu vergeben hat sie einen Gesamt- und drei Unterbezirks-Vorsitzenden-Posten – alle haben Männer inne. Ein Mann ist auch Chef der Bürgerschaftsfraktion. Zwei Männer sitzen für die Bremer SPD im Bundestag, einer ist Bürgerschaftspräsident und ein weiterer Bürgermeister.
Auch Andreas Bovenschulte ist ein Mann. Und zudem ist er Erste Gemeinderat eines Orts, dessen Einwohner zu einem Gutteil hier arbeiten, aber sowohl im Länderfinanzausgleich als auch durch ihre Steuern nur Niedersachsen bereichern: Bovenschulte muss das aktiv fördern. Sein Amt verpflichtet ihn dazu. Er hat, politisch, gegen die Interessen Bremens zu agieren. Wenn die Bremer SPD meint, ihn trotzdem zum Landesvorsitzenden machen zu können – dann wäre das ein klares politisches Bekenntnis: und zwar zur Frauenfeindlichkeit.