abschied am gänsemarkt : Begegnung mit der Taschenlampe
Am 31. Mai schließt sich der Vorhang des Ufa-Kinos am Gänsemarkt endgültig (taz berichtete). 76 Jahre lang begleitete das Lichtspielhaus die Hamburger. Meine Generation zum Beispiel: So um 1991 rum waren wir 13 – und ob man nun einen Film sehen wollte oder nicht: Am Freitagabend hing man als Jugendlicher regelmäßig in dem lang gezogenen, engen Foyer rum. Stets erwartete einen hier das gleiche Bild: Jungs in bunten Baseballjacken und Mädchen mit betonharten Fönponys lehnten an den langen goldenen Geländern, rauchten, quatschten, warfen mit Popcorn. Vor den Plakaten zu stehen, war unterhaltsamer als die Filme.
Aber schon bald machten wir eine spannende Entdeckung – heute glaube ich, dass wir die Letzten waren, denen es auffiel: Das „Schachtelkino“ war einem Irrgarten so ähnlich, dass man – einmal an den Kartenabreißern vorbei – in jeden beliebigen Saal spazieren konnte. Karten für „Der Prinz aus Zamunda“ in der Tasche, sahen wir also Kiefer Sutherland und Julia Roberts in „Flatliners“ mit dem Defilibrator hantieren, obwohl wir dafür eigentlich noch als zu jung eingestuft waren. Leider kamen die Angestellten zu schnell darauf, was lief. Sie kamen mit Taschenlampen bewaffnet in den Saal und leuchteten jeden Gast einzeln ab – aus „Kap der Angst“ flogen wir noch während des Werbeblocks raus.
Mit den Jahren lag das Kino immer seltener am Weg und irgendwann war das „Ufa“ dann endgültig out. Vergessen werden wir es nicht. MATHIAS BECKER