literarische woche
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Sonnabend: Es müssen nicht immer Beeren sein. Und auch zivilisationsnahe Bären sind inzwischen nicht mehr so selten, dass man sie eigens suchen gehen müsste. Wie aber verhält es sich mit Wörtern, die keiner mehr kennt, mit Dialekten, die (fast) keiner mehr spricht? Von seiner Reise in die Bergregion der sardischen Barbagia erzählt der Maler und Lyriker Ferdinand Blume-Werry, der seine Texte nicht nur deutsch, sondern auch galizisch, friesisch und sardisch schreibt. Leuchtenden Auges schwärmt er vom Abenteuer, das es bedeutet, vor Ort nach immateriellen Schätzen zu suchen. Das Resultat: ein sardisches Lesefrühstück mit Gedichten und Musik.

11 Uhr, Literaturhauscafé, Schwanenwik 38Auch Sonnabend: Ein in alter Zeit kohärent komponiertes Epos war es nie, Parallelen etwa zur altägyptischen Götterwelt enthält es dennoch unverdrossen: 1849 gab der finnische Arzt, Dichter und Volkskundler Elias Lönnrot das „Kalevala“ heraus, ein flugs zum Nationalepos erhobenes, aus 75.000 Volksliedversen bestehendes Poem, das durchaus an die Kämpfe der griechischen Götter erinnert und nach einer Forschungsreise durch Estland und Karelien entstand. Im Rahmen einer Multimediaschau wird Markus Hering, Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, daraus rezitieren, wobei er sich wahlweise in ein Wasserweib, den zerstückelten Lemminkäinen und ein sprechendes Boot verwandeln wird. Gerahmt wird die Show von Werken Jean Sibelius‘ und anderer finnischer Komponisten.

20 Uhr, Monsun Theater, Friedensallee 20

Mittwoch: Persönliches Schicksal und Zeitgeschichte verflicht der Bosnier Dzevad Karahasan in seinem Roman „Der nächtliche Rat“, in dem das Individuum zum Kristallisationspunkt historischer Verflechtungen wird: 1991, am Vorabend des Balkankriegs, kehrt der seit 25 Jahren in Berlin lebende bosnische Arzt in seine Heimat zurück, wo er weder Geborgenheit noch Selbstvergewisserung findet, sondern Brutalität, ethnische Spannungen und Fremdheit.

20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38 PS