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Archiv-Artikel

Trinkwassereinsatz nach dem Training

Benny Adrion vom FC St. Pauli hat mit „Viva con Agua de Sankt Pauli“ eine Projekt für Trinkwasser in Kuba ins Leben gerufen

Am Anfang war ein Trainingslager. Ein gutes Jahr ist es her, als der Hamburger Kultclub FC St. Pauli seine Zelte auf der Insel Kuba aufschlug, um sich unter karibischer Sonne auf die Regionalliga-Rückrunde vorzubereiten. Benny Adrion nutzte den Aufenthalt auf seine Art: Der 24-jährige Mittelfeldspieler begnügte sich nicht mit Havanna Rum, schönen Frauen und Sightseeingtours am Ende der Trainingseinheiten, sondern nahm auch die Schattenseiten der sozialistischen Enklave wahr: Vor allem Kinder, deren Gesundheit wegen der schlechten Trinkwasserversorgung im Land chronisch gefährdet ist, stießen ihm ins Auge. „Für mich stand sofort fest: Da wollte ich was tun“, sagt Adrion.

Zurück in Hamburg, stellte er den Kontakt mit der Deutschen Welthungerhilfe her, holte die Entscheidungsträger des FC St. Pauli ins Boot, überzeugte Mannschaftskollegen und Freunde. „Viva con Agua de Sankt Pauli“ wurde geboren. Erstes Ziel des offenen Netzwerkes: Bis Juni dieses Jahres sollen 120 Kindergärten und Schulen in der Hauptstadt Havanna mit antibakteriellen Trinkwasserspendern ausgestattet werden. Der politisch und wirtschaftlich isolierte Inselstaat steckt viel Geld in sein beachtliches Gesundheitssystem, das ihm auf der anderen Seite für die Sanierung maroder und keimbehafteter Wasserleitungen fehlt. Die gelten als permanente Infektionsquelle.

„Wir liegen voll im Plan“, berichtet Benny Adrion, und das liegt vor allem an dem Protagonisten selbst. Ob es um Kooperationen mit Schulen, die Organisation von Benefizveranstaltungen oder die Entwicklung von Ideen für eine Ausweitung des Projektes geht: In dem eloquenten Kicker brennt Feuer. Den letzten Sommerurlaub nutzte er, um sich auf Kuba Kindergärten anzusehen, die mit Hilfe der Welthungerhilfe bereits mit Wasserspendern ausgestattet wurden. Dabei nahm er sich auch die Zeit für eine Trainingseinheit mit den Kids. „Nah am Mann“, heißt es in der Fußballsprache, „nah an den Menschen“ bei Benny Adrion. Außerdem traf er den Sportminister, der für die kubanische „Hochschule für Körperkultur“, Ausbildungsstätte vieler Welt- und Olympiasieger, ebenfalls um Unterstützung in Sachen Trinkwasserversorgung bat. Adrion sagte zu.

Insgesamt 50.000 Euro sind nötig, um die ehrgeizigen Projektziele zu erreichen. „Nur mit dem Verein im Rücken kann sich ein solches Projekt positiv entwickeln“, ist sich Adrion sicher, der dafür auch prominente Unterstützer gewinnen konnte: In der ersten Aprilhälfte wird ein schon länger geplantes Soli-Konzert mit der HipHop-Band Fettes Brot und dem Schauspieler Peter Lohmeyer verwirklicht.

Wenn im Juni alle Wasserspender an Ort und Stelle sein werden, ist für Adrion erst der Anfang gemacht. Eine Ausweitung der Hilfe in andere Länder ist bereits in Planung. Langfristig möchte er seine Idee als „soziales Gewissen“ im deutschen Fußball etablieren und dafür weitere Unterstützer gewinnen. Im April kommt Bayern München zum Pokalspiel ans Millerntor, „da werde ich den Uli Hoeness mal ansprechen“. PETER HERMANNS

www.agua-sanktpauli.org