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Archiv-Artikel

„Europa vor der Tür“

SPAZIERGANG Der Grüne Manuel Sarrazin will zeigen, dass die Eurokrise auch in Altona sichtbar ist

Von FAK
Manuel Sarrazin

■ 31, ist europapolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag und hat gerade sein Geschichtsstudium abgeschlossen.

taz: Herr Sarrazin, wie kamen Sie auf die Idee einen Stadtrundgang zur Eurorettung anzubieten?

Manuel Sarrazin: Das Problem ist, dass viele denken, die Eurokrise hätte nichts mit ihnen zu tun. Die Entscheidungen der Politiker wirken oft abstrakt und weit entfernt. Wir möchten zeigen, dass Europa auch vor der eigenen Tür eine Rolle spielt. Darum müssen wir die Leute da abholen wo sie sind, und das geht mit Ansatzpunkten vor Ort.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?

Am Altonaer Balkon kann man gut die wirtschaftliche Verflochtenheit erklären und auf Deutschland als Exportland eingehen. Denn von dort aus sieht man die komplette Hafenwirtschaft samt Containertürmen. Oder das Altonaer Rathaus: Da es früher der Bahnhof war, wird hierbei die Industrialisierungsgeschichte sichtbar. Zudem hat das Rathaus Altonas nicht mehr soviel Machtbefugnisse, da Hamburg jetzt die Entscheidungen trifft. Dieses Konzept ist auf Europa übertragbar.

Sind die Beispiele teilweise nicht zu weit hergeholt?

Manche Beispiele vor Ort sind konkret, manche sind um die Ecke gedacht. Natürlich werden wir aber auch über Banken als konkretes Beispiel reden, nahezu jegliche Filiale bietet sich ja dazu an. Und wenn man auf die HSH Nordbank zu sprechen kommt, ist es gut, den Hafen vor Augen zu haben. Immerhin ist sie der größte Schiffsfinanzierer der Welt.

Denken Sie, dass Sie die Bürger dazu bewegen, sich mehr mit dem Thema Europapolitik auseinanderzusetzen?

Meiner Erfahrung nach setzen sich mehr Menschen mit diesen Themen auseinander als allgemein angenommen. Wichtig ist es, ins Gespräch zu kommen. Und zwar nicht von einem Podium herab, wie viele Politiker es tun, sondern auf einer Ebene.

Gehört der Rundgang zum Wahlkampf?

Also große Wahlpropaganda ist das nicht.

Wie kommt der Eurorettungsrundgang an?

Bisher hatten wir bei Rundgängen fünf bis 50 Leute. Ich hoffe auf interessierte Bürger, die diskussionsfreudig sind. Von verschiedenen Perspektiven kann jeder profitieren. Und vielleicht kann ich ja auch etwas über die persönlichen Krisen der Menschen erfahren, zum Beispiel darüber, ob es Mieterhöhungen gab und wie sich diese auf die Bürger auswirken.  INTERVIEW: FAK

Stadtrundgang zur Eurokrise: 18 Uhr, Geschäftsstelle der Grünen, Erzbergerstraße 19