: Wowis Comeback als Flughafenchefaufseher
BAUDEBAKEL Nach Platzecks Rücktritt rückt Berlins Regierender vorerst wieder in die erste Reihe
BERLIN taz | Klaus Wowereit wird wieder Flughafenchefaufseher – zumindest theoretisch. Denn wenn an diesem Freitag der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) einmal mehr über den uneröffneten Großflughafen Berlin Brandenburg BER berät, dann leitet Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) wohl letztmalig das Gremium – sollte bis zu dessen Rücktritt als Landeschef am 28. August nicht noch eine Sondersitzung dazwischenkommen. Danach liegt die Verantwortung für Tagesordnungen, Sitzungsleitung und Außendarstellung des Aufsichtsrates beim Vize: Wowereit.
Im Januar hatten er und Platzeck die Rollen getauscht. Der trotz des BER-Debakels keine Demut zeigende Berliner Regierende rückte ins zweite Glied; mit Platzeck übernahm einer, der sich bei der plötzlichen Verschiebung des Eröffnungstermins im Mai 2012 zerknirscht und zumindest ansatzweise selbstkritisch gegeben hatte. Platzeck machte sich sogar ein erfolgreiches Volksbegehren in Brandenburg zu eigen und verhandelt seither mit den anderen Flughafenteilhabern Berlin und Bund über ein scharfes Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr, trotz des Aufschreis der Wirtschaft.
Bei der Aufsichtsratssitzung am Freitag geht es vor allem um die Teileröffnungspläne für den BER, von denen Geschäftsführer Hartmut Mehdorn seine Aufseher überzeugen will. Medienberichten zufolge will er den Nordpier des Geisterflughafens für knapp 6 Millionen Euro aufrüsten, um dort von Frühjahr 2014 an drei Maschinen täglich starten zu lassen. Was Mehdorn damit bezweckt, hat er schon bei mehreren Auftritten erklärt: Mitarbeiter und für die Inbetriebnahme wichtige Firmen soll motivieren, dass nun doch endlich etwas vorangeht, dass tatsächlich Flugzeuge abheben. Vor allem aber will er mit dem Teilstart die IT-Systeme unter echten Betriebsbedingungen testen – an der Funktionsweise der Netze, die die verschiedenen Einheiten des Flughafens verbinden, hakt es bisher – nicht nur bei der Brandschutzanlage.
Doch ob der Aufsichtsrat sein Plazet gibt, ist unklar. Ungewöhnlich deutlich hat die zuständige Brandenburger Genehmigungsbehörde, die Kreisverwaltung Dahme-Spreewald, erklärt, dass sie die Teileröffnungspläne für unausgegoren hält. Durchaus möglich, dass der Aufsichtsrat das Thema bis zum Oktober vertagt. Wer dann das Gremium leitet, steht in den Sternen. Sollte es den Eignern nicht gelingen, einen gewichtigen Externen wie den hoch gehandelten Expräsidenten des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel, zu gewinnen, könnte es sogar wieder auf eine Dauerlösung Wowereit hinauslaufen. SEBASTIAN PUSCHNER