: Tod auf Raten in der Hochschule
In der Hochschule Bremen machen Pläne zur Streichung kompletter Fächer die Runde. Die Hochschulleitung dementiert nicht. Schuld an der Verwirrung sei aber Wissenschaftssenator Lemke
von Jan Zier
Der Patient ist noch nicht tot, doch sein Ableben wird bereits beklagt. „Wir trauern um den Studiengang Elektrotechnik“, heißt es in einer Todesanzeige, verbreitet von den Studierenden der Hochschule Bremen. „Das ist Quatsch“, kommentiert die Hochschulleitung, „nur eine Ente“. Dennoch steht rund eine Handvoll Studiengänge zur Disposition. Das geht aus einem internen Papier hervor – und wird auch vom Sprecher der Hochschule, Ulrich Berlin, nicht dementiert.
Hintergrund ist ein Beschluss der großen Koalition, bis 2010 bei den bremischen Hochschulen fast 100 Millionen Euro einzusparen. Noch ist der Wissenschaftsplan für die kommenden Jahre, der dieser Vorgabe Rechnung tragen soll, allerdings nicht verabschiedet. Auch ist unklar, welchen Sparbeitrag die einzelnen Hochschulen im Land Bremen werden leisten müssen.
Derzeit bietet die Hochschule Bremen insgesamt 56 Studiengänge an, zum kommenden Wintersemester sollen es noch einmal zwei mehr werden. „Doch es ist mehr als zweifelhaft, dass wir sie alle halten können“, sagt Berlin. Alle Fächer stünden auf dem Prüfstand, insbesondere solche, die auch an anderen Hochschulen der Region gelehrt werden.
Von Schließung akut bedroht sein sollen neben der Umwelttechnik das Wirtschaftsingenieurwesen sowie das Pflegemanagement. Außerdem sind in den Studiengängen Elektrotechnik, Soziale Arbeit sowie Betriebswirtschaft einschneidende Kürzungen geplant. Das zumindest sieht ein internes Papier vor, das der Dekane-Runde der Hochschule Ende Februar vorlag. Auch im Wirtschaftsrecht gibt es derzeit eine unbesetzte Professur, die als gefährdet gilt. Sparen lässt sich schließlich vor allem dort, wo die verbeamteten Lehrstuhlinhaber aus Altersgründen ausscheiden.
Unterdessen wendet sich der AStA der Hochschule in einem offenen Brief an die Hochschulleitung – und forderte mehr Transparenz in der Debatte um mögliche Fächerschließungen ein. „Es ist ein großer Vertrauensverlust entstanden“, sagt AStA-Vorsitzender Thomas Bohn.
Berlin weist die Vorwürfe zurück. Selbst Rektor Elmar Schreiber wisse nichts Genaues. Und fordert ebenfalls eine klare Ansage – von Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD). Der jedoch schweigt noch.