: Kurzer Prozess
Das Urteil im Verfahren gegen Leichtathletik-Trainer Springstein könnte bereits heute verkündet werden
MAGDEBURG dpa ■ Der Prozess gegen den Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein wegen Minderjährigen-Dopings steht vor dem Ende. Indiz dafür ist, dass die für den heutigen Montag zur Anhörung vor dem Magdeburger Amtsgericht vorgesehenen Zeugen ausgeladen wurden. Dies berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Staatsanwaltschaft und Verteidigung des 47-Jährigen.
Dies bedeutet wohl, dass die Beweisaufnahme beendet wird und die Schlussvorträge gehalten werden. Voraussichtlich werde Richterin Astrid Raue das Urteil schon heute verkünden. Offen ist, ob Springstein wie von der Staatsanwaltschaft gefordert ein Geständnis ablegt. Dies könnte sich auf die Strafbemessung positiv auswirken und eine Fortsetzung des Verfahrens in höheren Instanzen vermeiden. Bereits vor Eröffnung der Hauptverhandlung hatte die Staatsanwaltschaft dem Trainer einen Strafbefehl über eine Geldbuße und ein Jahr Haft auf Bewährung in Aussicht gestellt.
Springstein ist angeklagt, minderjährigen Athleten unrechtmäßig Arzneimittel zu Dopingzwecken verabreicht zu haben. Zudem soll er in fünf Fällen ein homöopathisches Mittel zur Heilung einer Verletzung injiziert haben, ohne zur Ausübung des Arztberufes berechtigt zu sein. Für schwere Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz können Haftstrafen bis zu zehn Jahren verhängt werden.
Als Hauptbelastungszeugin war Anne-Kathrin Elbe aufgetreten. Die Hürdensprinterin hatte ausgesagt, dass ihr Springstein in Trainingslagern im Jahr 2003 Tabletten gegeben habe. Sie wurden später als das Anabolika-Mittel Andriol identifiziert. Bei einer Razzia im Haus von Springstein im September 2004 waren neben Dopingsubstanzen auch E-Mails sichergestellt worden, die deutliche Hinweise auf Dopingmethoden enthalten.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) will nach dem Urteil rechtliches Interesse geltend machen und die Prozessakten einsehen. Dies kündigte die DLV-Justiziarin Anne Jakob an. Der Verband habe nicht die Absicht, sportrechtliche Verfahren gegen Springstein und die frühere Weltklasse-Läuferin über 400 Meter, Grit Breuer, zu beginnen. Beide haben im Übrigen ihren Rücktritt erklärt und unterstehen somit der Sportgerichtsbarkeit nicht mehr. Vielmehr wolle man anhand der Prozessunterlagen die Hintermänner und die Strukturen der Dopingszene erkennen. Maßgebliche Informationen werde man an den Leichtathletik-Weltverband IAAF weitergeben. Die ehemalige Weltmeisterin Breuer hat die IAAF vor einem Zivilgericht in Stuttgart auf Schadensersatz wegen einer Dopingsperre verklagt.