: Das Festival als Verfügungsmasse
GELD Das Musikfest muss mit Unsicherheiten kämpfen: Dessen Zuschuss von 700.000 Euro dient Vielen als gedanklicher Steinbruch. Beispielsweise, um die Einsparquote des Kulturressorts zu erbringen
Die finanzielle Zukunft des Bremer Musikfestes ist weiterhin ungeklärt. Seit einigen Wochen wird das traditionsreiche „Klassik & More“-Festival immer wieder genannt, wenn es um vermeintliche Einspar-Potentiale geht – nicht zuletzt von einschlägig involvierten Persönlichkeiten wie der Finanzsenatorin. Dabei steht auch der Vorschlag im Raum, das dreiwöchige Programm von den Umlandgemeinden, in denen ein Teil der in diesem Jahr 34 Einzelveranstaltungen statt findet, mitfinanzieren zu lassen.
Allen diesen Überlegungen ist allerdings eines gemeinsam: „Mit uns hat bisher noch keiner geredet“, wie Musikfest-Sprecher Carsten Preisler auf Anfrage mitteilt. Sowohl die Zuständigkeit für das Musikfest als auch dessen Finanzierung hatten schon immer Ähnlichkeit mit einem Verschiebebahnhof: Bei seiner Gründung wurde es noch gemeinsam vom Wirtschafts- und vom Kulturessort finanziert. Mitte der 90er stellte „Kultur“ die Zahlungen ein, Rot-Grün jedoch holte die Förderung bei Regierungsantritt zurück ins Kulturressort. Wirtschafts-Staatsrat Heiner Heseler, der kürzlich erklärte, „keine Gefahr“ für das Musikfest zu sehen, ist nach wie vor Aufsichtsrats-Vorsitzender der Musikfest GmbH, aber nicht mehr für dessen öffentliche Förderung zuständig. Die liegt derzeit bei 700.000 Euro, der Gesamtetat bei 3,4 Millionen. Der weitaus größte Teil also wird bereits von privaten Sponsoren getragen.
Nichtsdestoweniger gibt es im Kulturressort Überlegungen, die im Zuge der allgemeinen Haushaltssanierung über alle Ressorts verhängte Einsparquote im Wesentlichen über Reduzierungen beim Musikfest zu erbringen. Dabei muss „Kultur“ eine relativ überschaubare Summe schultern: Zu den fast 50 Millionen Euro, die im Haushaltsanschlag für 2011 noch eingespart werden müssen, trägt die Kulturverwaltung 165.000 Euro bei. Würden die tatsächlich hauptsächlich beim Musikfest eingespart, brächte das dessen Finanzierungskonzept gleichwohl ins Wanken: Die Sponsoren sind zwar in beachtlichem Ausmaß bereit, Programmkosten zu übernehmen, nicht aber die „normalen“ Betriebsmittel wie Mieten und Gehälter.
Bleibt die Frage, wie viel in den Haushalten der Umland-Kommunen „zu holen“ ist. Das aktuelle Programm des Musikfestes, das am 21. August beginnt, macht durchaus den Eindruck, als wolle man den regionalen Partnern noch weiter entgegenkommen. Erstmals gibt es von Bremen aus einen Bustransfer zu den auswärtigen Veranstaltungsorten, von denen es dieses Jahr schon 16 in Vergleich zu neun 2009 gibt. Musikfest-Intendant Thomas Albert hat sogar ein „Festival im Festival“ erfunden, das zum größten Teil im Umland statt findet: Zum ersten Mal gibt es im Rahmen des Musikfestes ein Arp-Schnitger-Festival. Es ist einem der bedeutendsten Orgelbaumeister des Barock gewidmet. Schnitger stammte aus der Wesermarsch – was logischerweise zu Vor-Ort-Konzerten untern anderem in Cappel, Ganderkesee und Grasberg führt, wo Schnitger-Instrumente existieren.
Die Auswärtskonzerte, betont Preisler, würden keineswegs mit Bremer Geld finanziert, sondern durch das Engagement der dortigen Sponsoren ermöglicht. Im Übrigen sei auch die Metropolregion als kommunaler Zusammenschluss bereits mit 80.000 Euro am Musikfest beteiligt. Wie sich Bremen zu seinem Musikfest stellt, wird spätestens zum 13. April deutlicher werden: Dann beschäftigt sich auch die Kulturdeputation mit der Thematik. HENNING BLEYL