: Babyboom-Anleitung
Ein Münsteraner Forschungsinstitut zeigt Unternehmen, wie sie Eltern fördern – und dabei Profit machen
Jetzt macht doch endlich Kinder. Unsere Sozialsysteme brechen sonst zusammen und die paar Kinder, die trotz der allgemeinen Unlust gemacht werden – die können das gar nicht hinkriegen mit der Rente. So richtig animierend hören sich die Sex-Bitten nicht an, die Deutschlands potentielle Kinderkrieger zur Zeit fast täglich zu hören kriegen. Anregender ist da schon die Botschaft des Münsteraner Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik (FFP). Das interdisziplinäre Institut will Unternehmen zeigen, wie sie Eltern unterstützen – und dabei auch noch Profit machen.
Was für die Eltern dabei herausspringt, hört sich verlockend: Flexible Arbeitszeiten, Betriebskindergärten, gemeinsames Mittagessen für Eltern und Kind, kostenlose Sport- und Freizeitprogramme für die ganze Familie, Notfallbetreuung – und prinzipielles Verständnis für alle Unwägbarkeiten des Kinder-Habens. „Unter solchen Bedingungen hätte ich nicht zwei, sondern vier Kinder“, sagt Irene Gerlach, Leiterin des von der Hertie-Stiftung finanzierten FFP.
Von solchen Lust-auf-Kinder-machenden Maßnahmen profitieren nicht nur die Arbeitnehmer, hat Gerlachs Forschungszentrum jetzt herausgefunden. „Es steigt auch der Profit der Unternehmen“, sagt die Politologin, die auch Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesfamilienministeriums ist. Die MitarbeiterInnen seien motivierter, seltener krank und blieben deutlich kürzer in der Elternzeit – was geschätzte 25 Prozent Rendite einbringt. Gesunde Mitarbeiter, die gerne arbeiten – das macht Lust aufs Eltern-Fördern. „Die Erkenntnis wird sich überall durchsetzen“, sagt Irene Gerlach. „Unsere Forschung soll den Unternehmen zeigen, welche Art von Förderung ihrem Betrieb am besten nutzt.“
Bislang hat das im vergangenen Jahr gegründete Forschungszentrum 72 von 250 Unternehmen befragt, die für ihre familienorientierte Personalpolitik mit dem ebenfalls von der Hertie-Stiftung gesponserten Audit „beruf und familie“ ausgezeichnet wurden. Jetzt soll eine Vergleichsstudie aller Unternehmen folgen. Eine Botschaft an die Politik hat das FFP jetzt schon: Belohnt solches unternehmerisches Eltern-Fördern mit Steuergeschenken! Dann klappt s auch mit dem Rentensystem. MIRIAM BUNJES