unterm strich
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Und weiter mit BB: Brecht hatte die Dokumente 1949 bei seinem Freund Cohen zurückgelassen, als er nach langen Jahren des Exils von Zürich aus wieder nach Berlin übersiedelte. Danach scheint der Dramatiker sie schlicht in der Schweiz vergessen zu haben. Ein größeres Jubiläumsgeschenk in diesem Brecht-Jahr zum 50. Todestag des „vielleicht bedeutendsten deutschen Dramatikers seit den Klassikern“ (Peymann), den die Literatur- und Theaterwelt am 14. August begehen wird, hätte sich das Brecht-Archiv nicht wünschen können. Zu dem bisher Unveröffentlichten gehört auch die Aufzeichnung „Was machen mit Deutschland?“ von Ende 1944, als Brecht sich an der Diskussion um Deutschlands Perspektive im „Council for a Democratic Germany“ beteiligte. Man erfährt aus den Unterlagen, dass Becht zunächst nur sechs bis acht Wochen in Berlin bleiben wollte und sowohl für das Deutsche Theater als auch für das Theater am Schiffbauerdamm, dem späteren BE, plante, und auch, welche seiner Stücke er nach 1945 aufgeführt sehen wollte. „Ganz ungeeignet im Augenblick“ sei die „Dreigroschenoper“, meinte er. 1948 schlägt Brecht Heinz Hilpert die Hitler-Farce „Arturo Ui“ vor. Dem Gegenstand angemessen sei die Farce, „nicht anders können diese blutigen Hanswürste heute dargestellt werden“.

Zu den bewegendsten Zeugnissen gehört für Wizisla ein Brief Heinrich Manns, der sich am 27. Dezember 1944, zehn Tage nach dem Selbstmord seiner Frau Nelly („ein nicht nur, fast nicht beklagenswertes Ereignis“, wie der Bruder Thomas Mann bissig notierte), für das Beileid Brechts bedankte: „In der Nähe Ihres herzlichen Gefühles habe ich Ihre Dichtungen, von denen ich viele kannte, nochmals gelesen. Sie sind schön wie je, aber in meinem Zustande der Verlassenheit bemerke ich mehr als sonst die leidende Empfindung in der scheinbaren Härte.“