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Archiv-Artikel

Wahlkampf an der FU

PRÄSIDENT Am heutigen Mittwoch nominiert der Akademische Senat die Kandidaten

Drei Kandidaten treten am heutigen Mittwoch im Akademischen Senat der Freien Universität (FU) gegeneinander an. Ihr Ziel: das Präsidentenamt. Der Informatiker Raúl Rojas, die Politologin Christiane Lemke und der Literaturwissenschaftler Peter-André Alt sprechen vor. Anschließend gibt der Senat unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Wahlempfehlung. Dies ist ein Vorentscheid zur Präsidentschaftswahl am 12. Mai. Denn nur wer heute nominiert wird, darf auch zur Wahl antreten.

Der letzte Unipräsident Dieter Lenzen ließ sich im vergangenen Herbst überraschend an die Spitze der Uni Hamburg wählen. Seit vier Wochen ist die FU nun offiziell kopflos. Der künftige Präsident muss die Hochschule mit rund 31.000 Studierenden schnell auf Kurs bringen, denn die zweite Runde des Exzellenzwettbewerbs beginnt im September. In diesem Wettbewerb konkurrieren Hochschulen bundesweit um die Förderung ihrer Forschungs- und Zukunftskonzepte. Insgesamt stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2,7 Milliarden Euro bereit.

Drei Anwärter

Favorit für das Präsidentenamt ist der Literaturwissenschaftler Peter-André Alt. Er könnte vor allem durch seine bisherigen Erfahrungen im Exzellenzwettbewerb punkten. Im Akademischen Senat gehört er der leistungsorientieren „Vereinten Mitte“ an; aus diesem politischen Kreis kam auch Lenzen. Aber auch eher linke Mitglieder im Senat werden wohl für ihn stimmen. „Ich sehe sowohl bei den Konservativen als auch den Sozialliberalen Mehrheiten für Alt. Er steht für einen Integrationskurs“, sagte Hajo Funke, Politikprofessor und Senatsmitglied.

Gegenkandidat Raúl Rojas hält den Ablauf der Präsidentenwahl für vorschnell. „Das Hauptmotiv meiner Kandidatur ist es, eine Diskussion über Demokratisierung, Struktur und Zukunft der FU anzustoßen“, sagt der Informatiker. Rojas gilt als Vordenker und hat zahlreiche kontroverse Vorschläge in die Zukunftsdebatte eingebracht. Auf längere Sicht strebt er eine Fusion mit der Technischen Universität an. Fraglich ist allerdings, ob die FU sich so kurz vor dem Exzellenzwettbewerb überhaupt auf Experimente einlässt. Zudem fehlen Rojas politische Seilschaften.

Wer kennt wen?

Die dritte Kandidatin ist Christiane Lemke. Sie studierte an der FU, hat die Verwaltung des niedersächsischen Landtags geleitet und ist Politikprofessorin an der Uni Hannover. „Ich setze mich für die Internationalisierung und Vernetzung der FU ein“, sagte Lemke. Auch sie hat keine politischen Seilschaften an der Hochschule. Darin sehe sie jedoch eher einen Vorteil, betont Lemke: „Für die Freie Universität wäre es eine Chance, die hochschulpolitischen Lager zu überwinden.“ LAURENCE THIO