: Protest immer willkommen
PROVOKATION VON RECHTS
Zwei Tage tourt der weiße Minibus durch die Stadt. Acht krude Gestalten, zumeist Männer sitzen darin. Einer mit Cowboyhut und Zopf, andere mit Schmerbauch und verspiegelter Sonnenbrille. Neun Kundgebungen hat das rechtspopulistische Splittergrüppchen „Pro Deutschland“ am Mittwoch und Donnerstag in Berlin angemeldet. Vor dem neuen Flüchtlingsheim in Hellersdorf, in Kreuzberg und Friedrichshain. Vor linken Zeitungsverlagen. Als letzte Station steht die taz auf der Route.
Die Rechten wollen die linke Alternativszene gezielt provozieren. Die Rechnung geht erwartungsgemäß auf. Wo immer die Gruppe auftaucht, schallen ihr Lärm, Trillerpfeifen und „Fuck off“-Rufe entgegen. „Auf euch ist Verlass“, befeuert der Bundesvorsitzende von „Pro Deutschland“ die Menge. „Stellt euch vor, wir würden kommen, und es käme kein Gegendemonstrant. Dann könnten wir gleich wieder einpacken.“ Der Rest geht in ohrenbetäubendem Lärm unter, obwohl „Pro Deutschland“ die Lautsprecheranlage bis zum Anschlag aufgedreht hat.
Die Polizei ist mit 400 Mann im Einsatz. Die Uniformierten stehen in der Mitte, sie müssen die Gruppen trennen. Genau da, wo die Schallwellen aufeinander treffen. Stoisch lassen sie den Zirkus über sich ergehen. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ist ein hohes Gut. Es gilt für jeden. Es ist ihr Job, das zu schützen.
Feixend versprühen die Rechten ihr Gift. So geht das zwei Tage. Schamlos den Polizeischutz ausnutzend kosten sie ihre Zeit aus. Nur bei ihrer letzten Kundgebung vor der taz haben sie es auf einmal eilig und packen die Stelltafeln vorzeitig ein. Ein Demonstrant legt die Hände wie Schalltrichter an den Mund: „Wir haben aber für zwei Stunden bezahlt!“, brüllt er, Empörung mimend. Ein guter Joke, der die ganze Absurdität der Situation auf den Punkt bringt. Die Menge lacht, mit ihr sogar einige Polizisten. PLUTONIA PLARRE