Bremen räumt auf

EINSATZ Mit schwerem Gerät barg die Feuerwehr eine Flasche vom Dach eines Wohnhauses – statt bei den Bewohnern zu klingeln. Die Flasche stand dort wohl seit Silvester

„Da nehmen wir lieber unsere eigenen Mittel und beseitigen das Problem.“

Michael Richartz, Sprecher der Feuerwehr Bremen

VON CHRISTIAN JAKOB

Streng gemäß den Grundsätzen wirtschaftlicher Haushaltsführung entfernten Feuerwehr und Polizei am Mittwochmittag eine „halbgefüllte 1-Liter-Sektflasche“ vom Dach eines bewohnten Eckhauses in der Friedrich-Ebert-Straße – mit einer über 700.000 Euro teuren Drehleiter vom Typ Magirus 23/12.

„Wir haben einen Anruf bekommen, dass die Flasche in den Eingangsbereich eines Supermarktes zu stürzen drohte,“ sagt der Sprecher der Bremer Feuerwehr Michael Richartz. Und weil für den Mittwochabend „Sturm angekündigt war“, sei die Flasche „auf Wunsch der Polizei mit der Drehleiter entfernt worden.“

Dabei hatte der Glasbehälter durchaus Standvermögen bewiesen: Selbst Rekord-Orkan „Xynthia“, der Ende Februar immerhin neun Millionen Bäume umknickte, konnte die Flasche nicht vom Dach blasen.

Gefüllt war sie denn auch wohl mittlerweile mit Regenwasser. „Die stand da schon seit Silvester,“ sagt Julia Körperich, die im Haus gegenüber wohnt. Ihre Nachbarn berichten, zum Jahreswechsel sei eine Partygesellschaft auf das Haus geklettert und habe aus der Flasche Raketen abgeschossen.

„Wir wussten nicht, dass die da schon so lange stand,“ sagt Richartz. Doch wenn „Gefahr für die Öffentlichkeit“ drohe, dann sei die Feuerwehr verpflichtet, diese zu beseitigen. Warum man nicht bei der Wohnung geklingelt habe, die Zugang zum Dach hat, erklärt Richartz so: „Wir hätten durchaus fragen können, das hätte aber viel länger in Anspruch genommen.“ Zudem hätten keine Bewohner „von sich aus Bereitschaft signalisiert, ihre Wohnung zu öffnen.“ In solchen Fällen gehe man „den Weg des geringsten Widerstandes“, wie Richartz es nennt: „Da nehmen wir lieber unsere eigenen Mittel und beseitigen das Problem.“ Denn schließlich, so behauptet er, seien „Bewohner nicht verpflichtet, uns Zugang zu gewähren“ – selbst dann nicht, wenn „Gefahr im Verzug“ sei.

Normalerweise sind die Kosten für einen solchen Einsatz genau geregelt: Wenn es einen Kostenträger gibt – „also zum Beispiel den Besitzer einer Katze, die wir der Drehleiter aus einem Baum retten“ – dann wird der gemäß der Feuerwehr-Kostenordnung zur Kasse gebeten. Eine „Mannstunde“ kostet da 60 Euro, eine „Materialstunde“ für die Drehleiter 250 Euro, sagt Richartz.

Eine Rechnung für den Sektflaschen-Einsatz am Mittwoch bekommt allerdings zum Glück niemand: „Es gibt keinen bekannten Eigentümer der Sektflasche,“ heißt es bei der Feuerwehr.