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Archiv-Artikel

Die Finanzkrise ist noch nicht überstanden

KONJUNKTUR IWF-Chef warnt: Ohne staatliche Hilfen läuft die Wirtschaft längst noch nicht wieder rund

AMMAN rtr/taz | Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist mit seinen Konjunkturprognosen zurückhaltend geworden. „Die Erholung kommt schneller als erwartet. Aber wir sind noch nicht über den Berg und müssen vorsichtig sein“, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Sonntag. Die private Nachfrage sei noch nicht stark genug, um das Ende der langen Rezession zu signalisieren. Zwar sei nahezu überall eine Rückkehr zu Wachstum zu sehen, allerdings sei das überwiegend auf die staatliche Unterstützung zurückzuführen. Diese Hilfen dürften daher nicht zu früh zurückgefahren werden, wenn sich die Regierungen nicht selbst schaden wollten. In der Eurozone und vor allem in Deutschland diskutiert der ökonomische Mainstream mit der Bundesregierung schon länger darüber, wie sie die keynesianischen Politikansätze möglichst schnell wieder stoppen kann, mit deren Hilfe die Wirtschaftskrise bislang weltweit relativ gut beherrscht werden konnte. Denn die staatlichen Eingriffe widersprechen dem hierzulande vorherrschenden neoklassischen Modell, nach dem der Markt sich selbst regelt und höchstens Angebotsanreize geschaffen werden müssen.

Weitere Risiken für die Erholung sieht Strauss-Kahn in den Schulden der Eurozonen-Länder und den riesigen Kapitalzuflüssen, die in Schwellenländern wie Brasilien neue Blasen entstehen lassen könnten. Konkrete Vorschläge machte er aber nicht. Zum nächsten IWF-Ausblick für die Weltwirtschaft äußerte sich Strauss-Kahn nicht. Für Deutschland hat der Fonds seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr bereits auf 1,2 Prozent und für 2011 auf 1,7 Prozent um 0,3 beziehungsweise 0,2 Prozentpunkte gesenkt. Das geht aus dem Ende März erschienenen Bericht für Europas größte Volkswirtschaft hervor.