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Archiv-Artikel

Immer Ärger mit Stade

Bei ihrer Demo am Wochenende durften die Neonazis nicht durch die Stadt marschieren. Manche mussten wegen verbotener Symbole sogar ihre Jacken ausziehen. Die Rechtsradikalen haben gleich den nächsten Marsch angekündigt

Die Auflagen verärgerten die rechte Szene: Bei ihrem Aufmarsch am Samstag durfte die NPD nicht auf der gewünschten Route durch Stade marschieren. Mancher Neonazi musste auch die Jacke ausziehen. Der Polizei waren verbotene Symbole aufgefallen.

Da war er wieder, der von Neonazichef Christian Worch gehasste „Stader Klüngel“. Auch die Verurteilung von NPD-Landesvize Adolf Dammann wegen Beleidigung, der Anlass für den Neonazi-Marsch, hatte er bereits den „politischen Verhältnissen“ zugeschrieben. Die Beleidigten, die Bundestagsabgeordnete Margrit Wetzel und der Stader CDU-Bürgermeister Hans-Hermann Ott, hatten Dammann angezeigt, weil er sie als „trainierte System-Marionette“ (Wetzel) beziehungsweise „Kehdinger Witzfigur“ (Ott) bezeichnet hatte.

Ansonsten konnten sich die etwa 200 Neonazis aber nicht beklagen. Bereits am Morgen hatte die Polizei die Route durch die Südstadt weiträumig gesichert. Von den Gegendemonstranten gelangten nur wenige in das Gebiet. Über 1.000 von ihnen waren dem Aufruf des Bündnisses „Stade stellt sich quer“ gefolgt. „Wir sind vielfältig und unterschiedlich“, erklärte der evangelische Superintendent Rudolf Rengstorf, jedoch: „Wer gegen die Menschenrechte ist, wird uns geschlossen finden.“

Bürgermeister Ott pflichtete bei: „Gemeinsam stellen wir uns quer“. Mit den Warnungen des Bürgermeisters vor einem „Extremismus von rechts und links“ waren jedoch nicht alle einverstanden – kein Wunder, angesichts der Stellschilder mit Namen von Menschen, die seit 1990 von Neonazis getötet worden waren. Mit schwarzer Farbe hatten SchülerInnen der Haupt- und Realschule Dörverden die 131 Namen auf Holzschilder geschrieben und an der Kirche aufgestellt. „Immer diese Gleichsetzung“, sagte eine Frau in den Vierzigern. Und ein Fünfzigjähriger erinnerte an einen Skandal von vor gut vier Jahren: „Gegen den SS-Mann Gustav Wolters hat Herr Bürgermeister nicht so klare Worte gefunden.“

Bei der NPD war nur eins Thema: Die Verurteilung ihres Vizes. Offen beschimpften Redner wie Alexander Hohensee die SPD-Bundestagsabgeordnete Wetzel und den CDU-Bürgermeister Ott. Bei zwei Rednern stellte die Polizei gleich die Personalien fest. Wirklich verärgert waren die Neonaziführer Dammann und Worch von den Presseberichten und der Marschroutenverlegung – so sehr, dass sie gleich einen neuen Marsch ankündigten.

Andreas Speit