Die Last-Minute-Rettung

Gegen die abstiegsbedrohten Mainzer kommt Hertha über ein mageres Unentschieden nicht hinaus. Und selbst dafür musste das Team von Trainer Götz hart kämpfen: Kurz vor Schluss sicherte Marko Pantelic mit seinem zweiten Treffer den Punkt

AUS MAINZ UWE MARTIN

Die Anhänger von Hertha BSC Berlin waren reichlich ungnädig. Die sportliche Krise war mit den Siegen in Bremen (3:0) und dem 1:0 gegen Arminia Bielefeld gestoppt worden, doch die Transparente blieben. „Vorstand raus“ und „Dieter Hoeneß – es reicht“ stand darauf. Und wäre Marko Pantelic im Mainzer Bruchwegstadion nicht zweimal im rechten Moment zur Stelle gewesen, der Berliner Trainer Falko Götz hätte sich mal wieder auf ungemütliche Zeiten einstellen können. So aber wurde noch alles gut, quasi in letzter Minute, Pantelic sei Dank. Mit seinen beiden Kopfballtoren (41., 89.) rettete der 27-jährige Serbe seiner international ambitionierten Mannschaft einen Punkt beim abstiegsgefährdeten FSV Mainz 05, und die Wahrscheinlichkeit auf eine dauerhafte Festanstellung in der Fußball-Bundesliga dürfte damit gestiegen sein. „Pantelic ist auf dem Weg in eine hoffentlich bessere Zukunft“, meinte Götz etwas kryptisch nach dem 2:2. Immerhin: Es waren die Saisontore acht und neun für den von Roter Stern Belgrad ausgeliehenen Stürmer.

Gute Argumente für die Wahrnehmung der Kaufoption (1,5 Millionen Euro) hat der Stürmer zuletzt mehrfach gebracht. Mit dem Siegtor gegen Bielefeld, dem effektiven Auftritt in Mainz und nicht zuletzt mit seinem verbalen Bekenntnis zur Hertha. Nur die Mannschaft sei wichtig, hat er vor dem Anpfiff im ausverkauften Stadion (20.300 Zuschauer) gesagt. Dass er später „sehr glücklich“ war, versteht sich von selbst, die Gründe für das Leistungshoch umriss er in Englisch und in sechs Worten. „Better weather, better games, better goals.“

Funktioniert der Profi-Fußball wirklich so einfach? Wahrscheinlich nicht. Kaum einer weiß das besser als Götz, der eng mit einem Medienberater zusammenarbeitet und die Wechselwirkung von sportlicher Erfolglosigkeit und unangenehmer Berichterstattung während der Berliner Negativserie mit dreizehn Spielen ohne Sieg in extremer Ausprägung erlebt hat. „Der Punkt heute hat uns den fünften Platz gebracht. Aber ich weiß nicht, wie die Berliner Medien das werten. Unsere Krise hat ja mit dem fünften Platz angefangen und wir haben Feuer bekommen.“ Am nächsten Wochenende reist mit dem VfB Stuttgart ein direkter Konkurrent im Kampf um einen Platz im Uefa-Pokal nach Berlin, „und wenn wir schon mal oben sind, wollen wir diesen Platz verteidigen“ (Götz). Im Olympiastadion soll dann auch der Berater von Pantelic, Ranko Stojic, sitzen. Verteidiger Malik Fathi jedenfalls hat nicht den geringsten Zweifel, dass der Minilauf der Hertha mit sieben Punkten aus drei Partien eine Fortsetzung finden wird. „Normalerweise hat man in einer Saison nur eine schlechte Serie. Und die haben wir hinter uns.“

Weiter oben, da wäre auch Mainz 05 gerne. Aber die Tore von Michael Thurk (52., Foulelfmeter) und Conor Casey (78.) reichten nicht. Im Klassenkampf tritt der Klub trotz des vierten Spiels in Folge ohne Niederlage (zwei Siege, zwei Remis) auf der Stelle. Weil sich Pantelic als Last-Minute-Retter profilierte. „Mit einem absoluten Weltklassetor, das nicht zu verhindern war“, wie es der Mainzer Cheftrainer Jürgen Klopp formulierte. Es war der Schlusspunkt in einem unterhaltsamen und spannenden Bundesligaspiel. Doch aus Mainzer Sicht war nicht viel gewonnen. Und während es Götz „sehr, sehr viel Spaß gemacht hat, hier zu spielen“, dürften bei Klopp eher Enttäuschung und Skepsis überwogen haben. Enttäuschung wegen des späten Ausgleichs, Skepsis wegen der Verletzung von Stürmerkünstler Mohamed Zidan, der in der 57. Minute ausgewechselt und mittlerweile am eingerissenen Innenmeniskus im linken Knie operiert wurde.

Zidan, mit acht Saisontoren zweitbester Mainzer Angreifer, wird mehrere Wochen fehlen. „Wir hatten Berlin fast niedergekämpft“, sagte der Mainzer Präsident Harald Strutz. Aber eben nur fast.