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Archiv-Artikel

Geflügelwirtschaft brummt nicht mehr

TIERZUCHT Landwirte fürchten, dass Investitionen sich nicht auszahlen. ABL-Pressesprecher Niemann fordert einen Expansionsstopp und eine Rückkehr zu bäuerlichen Strukturen. Samstag Demo in Wietze

„Es ist höchste Zeit, dieser schädlichen Expansion einen Riegel vorzuschieben“

Eckehard Niemann, ABL

Die Hähnchenhalter und Putenzüchter klagen zurzeit über die schlechte wirtschaftliche Lage ihrer Branche. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ABL) fordert deshalb jetzt einen Stopp der Überproduktion und dass nicht mehr in neue Mastanlagen investiert wird.

Im Jahr 2013 sind die Erlöse der Unternehmen nach Angaben des Zentralverbands der Geflügelwirtschaft (ZDG) im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent gesunken. In einem Interview mit dem Fachmagazin DGS nannte ZDG-Vizepräsident Rainer Wendt die hohen Futtermittelpreise als Grund für den Rückgang. Er befürchtet: „Die Betriebe, die in den letzten Jahren viel in moderne Ställe investiert haben, haben nun ernste Sorgen, ihre getätigten Investitionen nicht wieder erwirtschaften zu können.“

ABL-Sprecher Eckehard Niemann bestätigt zwar den Anstieg der Futtermittelpreise. Dieser ist aber seiner Ansicht nach nicht die Ursache für die schlechte wirtschaftliche Situation. Vielmehr hätten die Betriebe den Markt lange Zeit falsch eingeschätzt. Großkonzerne wie die Rothkötter-Unternehmensgruppe seien fälschlicherweise von einer massiven Nachfragesteigerung ausgegangen und hätten für Expansion geworben. Das Eingeständnis des ZDG-Vizepräsidenten Wendt komme reichlich spät, sagt Niemann.

Um weitere Investitionen in „Agrarfabriken“ zu verhindern, verlangt Niemann, das Bundesbaugesetzbuch zu ergänzen: „Es ist höchste Zeit durch das baugesetzliche Recht der Gemeinden dieser schädlichen Expansion einen Riegel vorzuschieben“, sagt er. Darüber hinaus setzen sich Niemann und die ABL für eine Rückkehr von der Massentierhaltung zu „bäuerlichen Strukturen“ ein.

Ein besonders „irrwitziges“ Projekt ist in den Augen Niemanns der Masthühner-Schlachthof in Wietze gewesen. Die damalige schwarz-gelbe niedersächsische Landesregierung hatte im Jahre 2010 den Bau durch den Rothkötter-Konzern mit 6,5 Millionen Euro subventioniert. Da es dem Betreiber bisher nicht gelungen sei, genügend inländische Zulieferer anzuwerben, sei Rothkötter gezwungen, das Geflügel stattdessen aus dem Ausland zu importieren. Das hat den Betrieb nach Einschätzung der ABL bisher unrentabel gemacht.

Wie die taz berichtete, haben Tierschützer für den Samstag zu einer Protestaktion gegen Massentierhaltung an dem Schlachthof in Wietze aufgerufen. In der Wochenendausgabe widmet sich die taz.nord dem Thema Tierrecht außerdem in einem Schwerpunkt.  JURIK ISER