: Die SPD steht vor der Blamage
ANTJE LANG-LENDORFF
Keine Frage, Klaus Wowereit und die Berliner SPD haben sich in den letzten anderthalb Jahren mit dem Flughafendesaster nicht beliebter gemacht. Wäre heute Abgeordnetenhauswahl, lägen die Sozialdemokraten laut einer Forsa-Umfrage nur bei 25 Prozent. Doch einer schaffte es auch ganz ohne Flughafen, noch unbeliebter zu sein: Peer Steinbrück. Bei der Bundestagswahl würden derzeit laut Umfrage gerade mal 19 Prozent der BerlinerInnen SPD wählen – für die Genossen und ihren Spitzenkandidaten eine katastrophale Prognose.
Man könnte meinen, die Bundes-CDU punkte mit der Kanzlerin so sehr, dass viele Wechselwähler eben bei den Christdemokraten ihr Kreuzchen machen würden. Doch das ist nicht der Fall: Forsa zufolge liegt auch die CDU in Berlin bei nur 27 Prozent – im Gegensatz zu knapp 40 bundesweit.
Alte SPD an der Spree
In Berlin dominiert eine andere Entwicklung: SPD, Grüne und Linkspartei fast gleichauf, die CDU nur ein wenig darüber – es ist die Auflösung der traditionellen Milieus und die schwindende Bindung an die ehemals großen Parteien, die hierzulande ganz besonders drastisch zu Tage tritt.
Nichtsdestotrotz geriert sich die SPD nach wie vor gerne als Volkspartei – also als Vertreterin der Interessen breiter gesellschaftlicher Gruppen. Wenn nicht mal mehr ein Fünftel der Wähler für einen stimmt, wird das zur Farce. Doch es kann noch schlimmer kommen: Sollten die Sozialdemokraten am 22. September kein einziges Direktmandat mehr in der Hauptstadt holen – was durchaus möglich erscheint –, dann ist die Zeit der alten SPD als Volkspartei an der Spree endgültig vorbei.