… DIE SCHLOSSBAUSTELLE? : Transparent werden
Genial digital: Den Fans der Stadtschloss-Rekonstruktion (vulgo: Humboldt-Forum) stellt die Stiftung Berliner Schloss jetzt ein raffiniertes Online-Tool zur Verfügung, mit dem sie in der Baustelle des falschen Preußenpalastes wie in einem offenen Buch lesen können. Warum sie das tut? Weil dem Bauherrn Transparenz auf der Baustelle ganz besonders wichtig ist: „Mir als Bauherr ist Transparenz auf der Baustelle ganz besonders wichtig“, sagt Stiftungsvorstand Manfred Rettig. Pleiten, Pech und Pannen wie am BER sind damit ausgeschlossen.
Und so funktioniert es: Über das Internet loggen sich Interessierte auf www.sbs-humboldtforum.de ein. Im Seitenmenü lässt sich das Transparenz-Tool ansteuern: Hier bieten drei unabhängige Fenster unterschiedliche Perspektiven der Schlossbaustelle. Die sind aber nicht statisch, sondern werden im 15-Minuten-Rhythmus aktualisiert. Sogar eine Zoomfunktion gibt es, mit der Neugierige Details heranholen können. Alles ist „live“, selbst das Wetter.
Wie, nur eine Webcam? Sie kennen das? Gab’s … wann? Schon in den 90ern? ’ne ganz alte Nummer? Machen Sie uns nicht fertig. Wir dachten, das ist ein Transparenz-Maschine. Wo jeder sieht, wenn das dreifache Budget in den Hauptstadtsumpf betoniert wird. Das enttäuscht uns jetzt, irgendwie.
Obwohl, ein Gutes hat die Kamera: Am Ende wird ein Filmchen gebastelt, dass im Zeitraffer zeigt, wie aus einer gähnenden Leere ein stattliches Gebäude wächst. Und alle, die keine Fans der Stadtschloss-Rekonstruktion sind, lassen das rückwärts laufen. Um voller Melancholie zuzusehen, wie aus einem monströsen Gebäude eine herrlich offene Stadtbrache entsteht. CLP Foto: Archiv