DAVID DENK ÜBER FERNSEHENWer das Fernsehen nicht mag, wird auch diese Kolumne nicht mögen. Macht aber nichts. Dann passen wir eben nicht zusammen : Das Fernsehen hat das SPD-Problem
Damit eines gleich mal klar ist: Ich liebe das Fernsehen – nein, da kommt jetzt keine Relativierung gleich hinterher, sondern drei Ausrufezeichen!!! Und, ja: Das gilt ausdrücklich auch für das deutsche. Ich möchte das bitte als politisches Statement verstanden wissen, wie Aids-Schleife-Tragen oder Nicht-bei-Lidl-Einkaufen, vielleicht sogar ein bisschen grundsätzlicher. Die in Deutschland längst nicht nur in linksintellektuellen Kreisen kultivierte Herablassung diesem Medium gegenüber ist unerträglich, schlimmer noch als Til Schweiger, und wird der im internationalen Vergleich hohen Qualität des Programms nicht gerecht. Ausnahmen bestätigen – mal wieder – die Regel. Von beidem, dem Erfreulichen wie dem Ärgerlichen, den Höhe-, aber auch Tiefpunkten, wird an dieser Stelle künftig zu lesen sein.
Wer Fernsehen nicht mag, wird auch diese Kolumne nicht mögen. Von allen, die sich jetzt angesprochen fühlen, möchte ich mich hiermit schon mal verabschieden: Wir passen einfach nicht zusammen. Macht aber auch nichts. So ist das Leben. Vielleicht mögen Sie sich ja stattdessen eine dieser hervorragenden US-Serien auf DVD oder im Internet angucken, die aber – natürlich! – nie im deutschen Fernsehen laufen. Das muss was Persönliches sein …
Wenn das ZDF eine völlig zu Recht mehrfach ausgezeichnete, spannend konstruierte und erzählte Serie wie „Kriminaldauerdienst“ nach der dritten Staffel, die heute startet (21.15 Uhr), wegen enttäuschender Quoten aus dem Programm nimmt, mache ich das nicht nur dem Sender zum Vorwurf, der „KDD“ unbeirrt nach „Der Alte“ platziert. Mein Ärger gilt auch denen, die nicht mehr Fernsehen gucken, sondern nur noch DVDs und Streams. Wer qualitativ hochwertige Fernsehfilme und -serien will, darf sich nicht von den Strukturen abwenden, in denen diese überhaupt erst entstehen können – zumindest theoretisch, wenn die Sender mal Mut und Geld zusammennehmen. Das Internet macht kein Fernsehen, es zeigt nur dessen Inhalte. Und die gemessen an der Zahl von Menschen, die sie dann gucken, lächerlichen Verkaufszahlen von Serien-DVDs sichern ganz bestimmt auch nicht die Finanzierung der nächsten Staffel.
Dem Fernsehen geht es da wie der SPD: Beiden laufen die Anhänger davon, und keiner weiß, ob sie jemals wiederkommen werden oder ob man sie bereits dauerhaft an die neue Konkurrenz verloren hat. „Leitmedium auf Bewährung“, hieß der zweckoptimistische Titel einer Tagung des ZDF im vergangenen Jahr. Und alleine dass das Problem in Mainz überhaupt schon als solches wahrgenommen wird, zeigt, wie ernst die Lage ist. Früherkennung ist nämlich sonst eher nicht die Stärke der Öffentlich-Rechtlichen – auch wenn viele ihrer Zuschauer bereits in einem Alter sind, in dem diverse Vorsorgeuntersuchungen von Medizinern dringend empfohlen werden.
Für Privatfernsehbashing ist in dieser Kolumne leider kein Platz mehr – aber, keine Sorge, Gelegenheiten dazu wird es noch reichlich geben. Denn das Fernsehen ist wie unser Leben: Es ist mal gut, mal schlecht, aber immer da. Die Frage ist nur: wie lange noch? DAVID DENK