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Archiv-Artikel

Wer Gold fördert, will kein Esel mehr sein

SÜDAFRIKA Eine neue Streikwelle am Kap bringt die ANC-Regierung in Bedrängnis. Nach den Autofabriken streiken seit Dienstagabend die Goldminen, diesmal geführt von einer regierungstreuen Gewerkschaft

Der Lohn eines einfachen Bergmanns liegt unter dem deutschen Hartz-IV-Satz

AUS JOHANNESBURG MARTINA SCHWIKOWSKI

Südafrikas Wirtschaft wird durch einen weiteren Massenstreik enorme Verluste hinnehmen müssen. Mit Beginn der Spätschicht am Dienstagabend haben rund 80.000 Bergleute in zahlreichen Goldbergwerken des Landes die Arbeit niedergelegt. Die Kumpels wollen mehr Lohn. Die Arbeitgeber behaupten, sie könnten ihren Forderungen nicht nachkommen, weil sie bereits durch Streiks in anderen Bereichen des Bergbaus geschwächt sind. Verhandlungen laufen, am Mittwochnachmittag wurden erste Teileinigungen bekannt, die aber noch nicht endgültig sind. Die Regierung hat um eine zügige Lösung gebeten, angesichts des drohenden Verlusts von etwa 35 Millionen US-Dollar pro Tag.

Einst produzierte Südafrika ein Drittel des Weltbedarfs an Gold. Jetzt ist die Goldindustrie geschrumpft, der Abbau findet immer tiefer unter der Erde statt und verschlingt daher immer mehr Kosten. Die großen Bergbaukonzerne des Landes stehen ohnehin unter Druck. Bereits im vergangenen Jahr war es zu massiven und gewaltsamen Streikwellen im Platin- und Goldsektor gekommen. Bei diesem Streik sind bereits 17 von 23 Goldminen betroffen.

Anders als bei den Streiks des letzten Jahres ruft diesmal Südafrikas größte Gewerkschaft NUM (National Union of Mineworkers), die eigentlich mit der Regierung verbündet ist, zum Ausstand auf. Die NUM vertritt etwa zwei Drittel der Bergleute in der Goldindustrie. Sie fordern bis zu 60 Prozent Lohnerhöhung. Die Unternehmen boten bisher 6,5 Prozent, das entspricht der jährlichen Inflationsrate.

Der Lohn für viele einfache Bergarbeiter unter Tage liegt derzeit bei 5.000 Rand (370 Euro) im Monat, ein einfacher Bergmann über Tage verdient rund 4.700 Rand (348 Euro). Für diese beiden Kategorien verlangt die NUM besonders kräftige Erhöhungen. Der Durchschnittslohn im Bergbau liegt laut Regierung bei rund 15.000 Rand im Monat.

Die NUM will mit diesem Arbeitskampf wieder Boden gutmachen, nachdem im vergangenen Jahr die neue Gewerkschaft AMCU (Association of Mine Workers and Construction Union) stärker geworden war. Für die Regierung ist das problematisch, denn andauernde Streiks in der Automobilindustrie und bei den Bauunternehmen lähmen bereits die Wirtschaft bei einer hohen Arbeitslosigkeit von offiziell 25 Prozent (inoffiziell 40) und einer rapide verfallenden Währung. Präsident Jacob Zuma muss die Lage schnell schlichten, will er im April 2014 wiedergewählt werden.