piwik no script img

Archiv-Artikel

Schulgeld und knappe Plätze

MANGELBERUF Altenpflegekräfte werden überall dringend gesucht, aber Azubis müssen häufig für das Schulgeld selbst aufkommen. Das Land Schleswig-Holstein will nun für mehr Plätze zahlen. Langfristig könnte eine Umlage kommen, zu der nicht ausbildende Betriebe herangezogen werden

Altenpflegekräfte sind heiß begehrt: Schon heute gibt es gerade in ländlichen Regionen Probleme, Stellen zu besetzen. So kann eine Fachkraft in Schleswig-Holstein rechnerisch unter drei Job-Angeboten wählen. Eine Momentaufnahme im Frühjahr zeigte 160 Arbeitssuchende auf 450 offene Stellen. Doch trotz des Mangels wird es potenziellem Nachwuchs nicht leicht gemacht. Azubis müssen sich nicht nur um den Ausbildungsplatz, sondern parallel um einen Schulplatz bewerben. Davon stehen in Schleswig-Holstein rund 2.000 zur Verfügung – in mehr als einem Dutzend Schulen, betrieben von privaten Anbietern oder Wohlfahrtsverbänden. Doch die Ausbildung dort kostet Geld.

Angesichts des wachsenden Bedarfs übernehmen teilweise die Ausbildungsbetriebe die Kosten, auch das Land selbst springt ein. Die jetzige Landesregierung aus SPD, Grünen und der Minderheitenpartei SSW zahlt zurzeit die Gebühren für rund 1.400 Schulplätze, ab Januar 2014 wird die Zahl um weitere 200 erhöht.

Befriedigend ist das nicht, finden Gesundheitsexperten aller Fraktionen – erstens, weil nicht alle Pflege-Azubis profitieren, zweitens, weil die Kassen des Landes belastet werden. So prüft das Sozialministerium zurzeit auf Beschluss des Landtags, ob es rechtlich möglich ist, auf Landesebene eine Umlage einzuführen, über die sich alle Pflegebetriebe, Wohnheime wie ambulante Dienste, an den Ausbildungskosten beteiligen. Den Auftrag zur Prüfung hat die Universität Lübeck erhalten. Laut Auskunft des Sozialministeriums sollen Ergebnisse Anfang 2014 vorliegen.

Auch in anderen Ländern, darunter Hamburg und Niedersachsen, wird das Thema diskutiert. Die SPD in Hamburg forderte im vergangenen Jahr einen Ausbildungsfonds, in den Betriebe einen Betrag in der Höhe eines Azubi-Gehalts einzahlen, wenn sie keinen Nachwuchs ausbilden. Das Schulgeld an den privaten Schulen wäre davon aber nicht betroffen. Zwischen 50 und 175 Euro im Monat müssen Pflege-Azubis berappen, falls ihr Lehrbetrieb die Kosten nicht übernimmt.

Billiger kommen die Jugendlichen davon, die in die Krankenpflege gehen: Ihre Ausbildung findet nur in staatlichen Schulen statt, die keine Gebühren erheben.  ESTHER GEISSLINGER