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Archiv-Artikel

Zwei Steckdosen für Schiffe

EMISSIONEN Der Senat plant jetzt doch eine externe Stromversorgung für das Kreuzfahrt-Terminal in der Hafencity. Entscheidung am nächsten Dienstag

Keine gute Luft

Im Jahr 2012 haben 160 Kreuzfahrtschiffe im Hafen nach Schätzungen des Senats folgende Schadstoffmengen ausgestoßen:

■ Kohlendioxid (CO2): Gesamtmenge 10.500 Tonnen, davon in Altona 6.200 Tonnen, in der Hafencity 4.200 Tonnen, an sonstigen Liegeplätzen 100 Tonnen.

■ Schwefeldioxid (SO2): Gesamtmenge 6,7 Tonnen, davon in Altona 4,0 Tonnen, in der Hafencity 2,6 Tonnen, sonstige 0,1 Tonnen.

■ Stickoxide (NOx): Gesamtmenge 177 Tonnen, davon in Altona 104 Tonnen, in der Hafencity 71 Tonnen, sonstige 2,0 Tonnen.

■ Feinstaub und Ruß: Gesamtmenge 3,5 Tonnen, davon in Altona 2,0 Tonnen, Hafencity 1,4 Tonnen, sonstige 0,1 Tonnen.

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Im Hamburger Hafen werden ab dem nächsten Jahr Landstromanschlüsse für Luxusliner eingerichtet. Das geht aus der vertraulichen Senatsdrucksache „Konzept zur alternativen Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen“ hervor, welche der taz vorliegt. Am Dienstag nächster Woche will der Senat das Konzept verabschieden.

Hamburg wolle damit „einen Beitrag dazu leisten, die Emissionen im Hafen in den nächsten Jahren deutlich zu verringern“, sagt Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Denn selbst im Stand-by-Betrieb am Liegeplatz haben große Cruiseliner mit ihren Küchen, Restaurants, Schwimmbädern und Tausenden Kabinen den Stromverbrauch einer Kleinstadt. Weil sie bisher zumeist extrem giftiges, aber billiges Bunkeröl verheizen, sorgen sie für hohe Schadstoffemissionen (siehe Kasten). Der Naturschutzbund (Nabu) nennt die Luxusdampfer deshalb „schwimmende Müllverbrennungsöfen“.

Seit Jahren wurde in Hamburg über eine ökologischere Lösung diskutiert, das angekündigte Konzept aber mehrmals verschoben. Eine erste Berechnung war von Kosten in Höhe von etwa zehn Millionen Euro für Altona ausgegangen, eine Landstromanlage in der Hafencity war als „unwirtschaftlich“ verworfen worden.

Die neuen Plänen sehen jetzt ein Kombi-Modell vor: Am Terminal Altona soll eine Landstromanlage samt Generator und Umformerstation aufgebaut werden, in der Hafencity eine LNG-Barge zum Einsatz kommen. Das ist ein Blockheizkraftwerk auf einer Schute, das flüssiges Erdgas (LNG) in Strom umwandelt und so die am Kai liegende Kreuzfahrtschiffe versorgen kann.

Das Barge-Projekt hatte die Kreuzfahrtreederei Aida voriges Jahr zusammen mit der Hamburger Schiffstechnologiefirma Becker Systems vorgestellt und damit die Politik überrascht. Anders als bei der Stromversorgung durch die Schiffsmotoren werden dabei keine Schwefeloxide ausgestoßen. Die Emission von Stickoxiden verringert sich nach Angaben von Aida um 80 Prozent, die von Kohlendioxid um 30 Prozent. Bei der Landstromanlage hängen die Emissionen davon ab, welcher Strom bezogen wird. Bei Ökostrom ist die Bilanz besser.

Das nun geplante kombinierte Modell soll unter Leitung der Hafenbehörde HPA umgesetzt werden. Die Investitionskosten für die geplanten Maßnahmen beziffert der Senat auf 14,4 Millionen Euro, die laufenden jährlichen Betriebskosten auf 24.000 Euro.

Die Barge soll im Sommer 2014 einsatzbereit sein, die Landstromanlage Altona im Herbst 2015. Im laufenden Jahr rechnet Hamburg mit 177 Schiffen und 500.000 Passagieren.