: Deutliche Ansagen statt Leisetreterei
Besetzte Schule in Kreuzberg
Im Treppenhaus stinkt es nach Urin. Je höher, umso schärfer wird der Geruch. Er kommt aus den Toiletten. Auch vor der Feuerschutztür des Dachbodens steht eine braune Lache.
In der ursprünglich von Flüchtlingen und Autonomen besetzten Schule in Kreuzberg herrschten menschenunwürdige Zustände, behaupten Medien. „Hygienische Probleme“ träfe es besser. Gemessen daran, dass im Haus mittlerweile über 200 Menschen aus aller Welt leben und ein Schulgebäude dafür nicht ausgestattet ist, sollte man die Kirche im Dorf lassen.
Mangelnde Hygiene ist in der Ohlauer Straße das geringste Problem. Gravierend ist etwas ganz anderes. Jeder Mensch, der in Berlin kein Dach über dem Kopf hat, kann in der Schule unterschlüpfen. Nicht nur in Flüchtlings- und Romakreisen kursiert die Adresse, auch unter Obdachlosen, die nicht selten psychische Probleme haben. Es gibt keine Einlasskontrollen, keine Selbstverwaltungsstrukturen, geschweige denn Hausversammlungen. Die Folge ist, dass sich in einem solchen Haus niemand wirklich sicher fühlen kann. Über Gewaltvorfälle und Übergriffe wird hinter vorgehaltener Hand berichtet.
Dass die einzelnen ethnischen Gruppen beziehungsweise Familienverbände zusammenhalten, ist gut. Auch für das Haus ist das ein stabilisierender Faktor. Aber wenn es hart auf hart kommt, sieht man sich nicht in Verantwortung für das gesamte Haus. Und die Autonomen haben längst das Weite gesucht. Übrig geblieben sind ein paar weiße Einzelkämpfer – „Supporter“ –, die selbst Zustände schönreden, die zum Himmel schreien.
Es bedarf einer Autorität, die alle Gruppen im Haus akzeptieren. Das kann nur das Bezirksamt sein. Auch wenn dem grünen Stadtrat Hans Panhoff die Rolle nicht auf den Leib geschneidert ist – er muss sie übernehmen. Das ist kein Plädoyer für Räumung. Klare Kante ist das Gebot der Stunde: keine Gewalt im Haus. Wer das nicht kapiert, fliegt raus, zur Not mit Hilfe der Polizei.
Deutliche Ansagen statt Leisetreterei – so würde Panhoff auch seinem Ziel näher kommen, aus dem Haus ein Projektehaus zu machen. Alles andere heißt, Innensenator Frank Henkel (CDU) in die Hände zu spielen. Der wartet nur darauf, nach den Wahlen in Kreuzberg den Law-and-Order-Mann zu machen.
PLUTONIA PLARRE