: Zuschlag für 305.000 Euro
DÖMITZER BRÜCKE Investor aus den Niederlanden erwirbt Reste der denkmalgeschützten Elb-Querung. Laut Auktionator ist der Erhalt des maroden Bauwerks geplant. Anrainer hoffen auf touristische Nutzung
Die Reste der historischen Dömitzer Eisenbahnbrücke sind versteigert worden. Neuer Besitzer des denkmalgeschützten Bauwerks im Kreis Lüchow-Dannenberg ist seit dem Wochenende ein Immobilienunternehmen aus den Niederlanden: Es erhielt den Zuschlag für 305.000 Euro, teilte das Berliner Auktionshaus Karhausen mit. Insgesamt hatten nur zwei Bewerber telefonische Gebote abgegeben. Das Mindestgebot war auf 19.800 Euro festgesetzt worden.
Die nach dem mecklenburgischen Städtchen Dömitz benannte Brücke wurde zwischen 1870 und 1873 errichtet. Sie war mehr als 1.000 Meter lang und nach ihrer Fertigstellung noch für Jahrzehnte die größte Eisenbahnbrücke Deutschlands. Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten alliierte Flugzeuge den Koloss – der östliche Teil versank größtenteils in der Elbe, die niedersächsischen Reste, rund 500 Meter lang, gelten seither als Wahrzeichen der Region und der deutschen Teilung.
Vergeblich hatte die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahren versucht, die Brücke zu verkaufen oder zu verschenken. Gleichzeitig bemühten sich der Landkreis Lüchow-Dannenberg und die Gemeinde Langendorf um einen Investor, der die Brücke erhalten und touristisch nutzen würde. Das Bauwerk dürfe „nicht in die Hände von Leuten gelangen, die sie abreißen wollen“, verlangte etwa Langendorfs Bürgermeister Harald Hintzmann. Auch Dannenbergs Samtgemeindebürgermeister Jürgen Meyer hoffte auf „eine Lösung, die die Brücke der Öffentlichkeit erhält und zugänglich macht“.
Unmittelbar vor der Auktion bat der Verein zur Förderung von Literaturstätten und -landschaften um „Gnade“ für das „Kulturdenkmal“: Aus Angst, ein neuer Besitzer könnte die Brücke verfallen lassen oder abreißen, appellierte er an Bahnchef Rüdiger Grube, die Auktion abzusagen.
Nach Angaben des Auktionshauses hat der Käufer mit einem Abriss nun aber nichts im Sinn. Die Niederländer wollten das Bauwerk unbedingt erhalten und dafür ein Nutzungskonzept entwickeln.
Das muss allerdings bald passieren: Nach Angaben des Dannenberger Arbeitskreises für Landeskunde und Heimatpflege schreitet der Verfall der Ruine „unaufhaltsam voran“. Die Stahlkonstruktion sei von Rost befallen, aus einem der Brückenpfeiler wachse inzwischen eine Birke. REIMAR PAUL