: So geht es auch
Rafael Kugel unterrichtet Unternehmensgründung. Und macht erfolgreich vor, wie es geht: mit Rapsöl-Vertrieb
Der frisch gebackene Unternehmer Rafael Kugel ist ein unkonventioneller Gründer. Vor einem Dreivierteljahr hat der studierte Betriebswirt, der selber an der Freien Universität Berlin Unternehmensgründung unterrichtet, seine eigene Firma aus der Taufe gehoben. „Ich kaufe hochwertiges Bio-Rapskernöl direkt von der Ölmühle, lasse es in Drei-Liter-Kanister abfüllen und verkaufe es per Versand direkt an die Verbraucher“, erklärt Kugel. Sein Öl kostet halb so viel wie dasselbe Produkt im Bioladen: „Dieser niedrige Preis ist möglich, da ich kein Geld für Marketing ausgebe und keine teure Ladenmiete zahle.“
Rafael Kugel setzt auf Mundpropaganda. „Das hat bisher sehr gut funktioniert: ich verzeichne nach weniger als einem Jahr bereits einen Umsatz von 50.000 Euro.“ Kugels Credo: bleib unabhängig, nimm vor der Gründung keinen Kredit auf. „Es ist wichtig, sein Konzept sorgfältig auszuarbeiten. All die Leitlinien und Vorgaben, wie man einen Businessplan zu gestalten hat, engen ein und können den Weg für innovative Ideen versperren.“ Eine gute Methode, zu hohe Anfangsinvestitionen zu vermeiden, sei Outsourcing. „Ich habe fast alle Aufgaben, die in meinem Unternehmen anfallen, an professionelle Firmen weitergegeben. Dadurch fallen für mich immer nur dann Kosten an, wenn auch ein Auftrag eingeht. Lediglich für meinen Internetauftritt und für die Entwicklung eines Logos habe ich ein Anfangsbudget von 4.000 Euro benötigt.“
Kugel empfiehlt, zweimal darüber nachzudenken, wie viel Geld man für die Gründung braucht. „Es gibt viele Gründer, die einen zu hohen Kredit aufnehmen, weil sie die Anfangskosten überschätzen.“ Wenn man doch Geld brauche, um das Unternehmen in Gang zu bringen, solle man lieber erst nach der Gründung einen Kredit beantragen, wenn man auch schon Aufträge vorzuweisen habe. „Ich rate allen Gründern, sich entweder spät oder gar nicht in irgendwelche Abhängigkeiten zu begeben“, sagt Kugel. Seine Gründerphilosophie kann man lernen: im Labor für Entrepreneurship an der Freien Universität Berlin.
SOPHIE DIESSELHORST