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Archiv-Artikel

Einbrecher lieben Bremen

STRAFVERFOLGUNG In England sanken die Einbruchszahlen, als „künstliche DNA“ aufkam, sagt die Bremer Polizei. Das sei in diesem Zeitraum überall geschehen, entgegnet ein Kriminologe. Nur nicht in Bremen

Von CJA
In Bremen wird jeder siebte Einbruch aufgeklärt, bundesweit jeder fünfte

Die Bremer Polizei weist Vorwürfe zurück, sie habe mit geschönten Statistiken für ihren Feldversuch mit „künstlicher DNA“ geworben. Voriges Jahr wurden in Bremen Flaschen mit der Flüssigkeit zur Kennzeichnung von Wertgegenständen gratis an Schulen und Haushalte verteilt. Die Innenbehörde hatte auf eine Senkung der Einbrüche um „bis zu 80 Prozent“ in Großbritannien verwiesen. Vergangene Woche nannte die Polizei auf Anfrage zwei Testbezirke mit konkreten Rückgängen um etwa 40 Prozent – Zahlen einer Herstellerfirma waren offenbar überzogen.

Dies räumt auch die Polizei ein, hält aber dagegen, bei eigenen Recherchen herausgefunden zu haben, dass es „im Einzelfall“ tatsächlich Rückgänge „um bis zu 80 Prozent, in anderen Regionen aber auch weniger“ gab. Insgesamt seien die Erfahrungen „überzeugend“. „Wir haben nicht einfach Zahlen übernommen, sondern selbst geprüft“ sagte ein Polizeisprecher. Im übrigen arbeite man mit einem anderen Hersteller zusammen.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer aus Hannover hatte kritisiert, die englischen Zahlen seien deshalb kein Argument für die Wirksamkeit der „DNA“, weil Einbruchskriminalität ohnehin stark rückläufig sei. Deutschlandweit ist die Zahl der Einbrüche von 1999 bis 2009 um 36 Prozent gesunken, in Großbritannien sei die Tendenz ähnlich.

Dies könne sie „nicht nachvollziehen“, so die Polizei, denn jüngste Statistiken zeigen einen Anstieg in Bremen. Tatsächlich stieg hier die Zahl der Einbrüche zwischen 1999 und 2009 von 2.500 auf 3.400 an. Nur rund jeder siebte Einbruch wurde zuletzt aufgeklärt – halb so viele wie im Bundesdurchschnitt.

Der Anstieg sei „atypisch“, sagt Pfeiffer. Er erklärt den Zuwachs in Bremen mit einer für Täter günstigen Verkehrslage und der geringe Aufklärungsquote der Polizei. Nächste Woche will die Bremer Polizei eine Zwischenbilanz des „DNA“-Versuchs vorstellen, Ende des Jahres soll entschieden werden, ob die Technik auf Dauer eingesetzt wird. CJA