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Archiv-Artikel

sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Die Indoor-Saison sagt so langsam Hallo, da hilft alles nix, nur drauf einstellen. Hat ja auch gute Seiten. Schön aufs Sofa, rumlümmeln, Kassettenrekorder an, zum Beispiel. Viel Spaß bereitet mir gerade die zum Niederknien leiernde Kassette einer absurden Disney-Version von „Dornröschen“. Lilly Palmer selig erzählt darauf von Prinzessin Aurora, die in einem rosa Kleid Prinz Stefan heiraten wird. Und weil es so leiert, kommt Lilly Palmer nicht als versöhnliche Märchentante rüber, sondern eher als übersättigter Geist mit vollem Mund im Gurkenglas. Nur getoppt von König Phillip, dessen sonore Gutmütigkeit nach kaugummikauendem Karpfen klingt. Wenn es etwas zackiger sein soll, wird eine CD in den geradlinig funktionierenden Player gesteckt, Regler nach rechts und los geht’s.

Momentan sind wir alle Nas lang mit der Mukketier-Bande auf Tour, die ist mit ihrem dritten Album gut gelaunt landauf, landab unterwegs. Die Berliner Band um Tom Reiss erzählt vom Bauern Anton, der mit seinen Tieren auf Konzertreise geht. Jedem Tier ist ein Lied gewidmet, in dem die recht egozentrischen Befindlichkeiten der Mukketier-Bande tiergeräuschfrei vorgestellt werden. Die Ziege hat manchmal die Schnauze voll von Country und Blues und macht einen Abstecher in die Philharmonie, wo sie als erste Geige im Mozart-Konzert reüssiert. Der Esel schaut im Zoo vorbei und verliebt sich dort in ein süßes Zebra oder das Rennpferd Diddley erklärt, worum es wirklich geht beim Rennsport.

Statt pädagogisch wertvoller Lerninhalte wird den Kids Tour-Wording nahe gebracht: Off-Day, Tournee oder Backstage sind nach dem Anhören allen ein Begriff. Das kommt gut an. Die musikalische Bandbreite der Mukketier-Bande reicht von Ska und Reggae über Surf und sogar Samba bis hin zu breitem Südstaaten-Rock mit Cajun-Anklängen. Manchmal wird etwas gegniedelt, aber Steel-Guitar, Kontrabass und Mundharmonika begleiten die Kinder stilsicher durch den Tier-Travelogue.

Bauer Anton bekommt am Ende Heimweh. Er weiß zwar die Annehmlichkeiten des Lebens auf Tour und in der Stadt zu schätzen, denn hier gibt es Billardsalons und Kinos mit Popcorn. Aber auch Hundescheiße, die das Barfußlaufen zur Lotterie macht. Bis er wieder auf seinem Hof die Grillen zirpen hören kann, muss er sich gedulden, denn zunächst gastiert die Mukketier-Bande am Sonntag um 15 Uhr im Heimathafen Neukölln. Tanzende Kühe und trommelnde Hunde direkt am Bühnenrand (Kinder 8 Euro, Erwachsene 10 Euro, Infos und Tickets: www.milchsalon.de). Die Platte ist bei Tombrero erschienen und kostet auf der Webseite der Mukketier-Bande 13 Euro plus Porto.